00:00:00: Deutsche Bank präsentiert Perspektiven to Go.
00:00:04: Ihr Audio-Podcast rund um das Thema.
00:00:07: Die Aktienmärkte sind schwach ins neue Jahr gestartet.
00:00:12: War die Jahresendrelly vielleicht doch etwas übertrieben und der Optimismus der Anleger
00:00:16: zu hoch?
00:00:17: Darüber sprechen Dirk Steffen von der Deutschen Bank und ich in den Perspektiven to go.
00:00:21: Mein Name ist Jessica Schwarzer und damit herzlich willkommen.
00:00:24: Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir, lieber Dirk.
00:00:27: Ja, frohes neues.
00:00:28: Ich hoffe, da hat das einen guten Start.
00:00:30: Ja, wunderbar.
00:00:31: Mich hat ein bisschen der lahme Start ins Börsenjahr 2024.
00:00:35: Überrascht dich auch oder war es auch mal an der Zeit, dass wir durchatmen?
00:00:38: Ja, mich freut das natürlich nie, wenn die Märkte mal durchatmen.
00:00:42: So kennst du mich ja.
00:00:43: Ich bin da oft ja auch optimistisch.
00:00:46: Kann aber auch bearish sein.
00:00:47: Man sieht, wie das in den nächsten Podcasts so läuft, aber sieht ja nicht so schlecht aus.
00:00:53: So gerade makromäßig haben wir ja echt ein schönes Umfeld, in dem auch Aktien gut performen
00:00:58: sollten.
00:00:59: Und nach dieser spektakulären Performance im vierten Quartal ist es jetzt auch nicht
00:01:03: so total verwunderlich, dass da auch mal ein paar Anleger dann Gewinne mitnehmen, ein
00:01:09: bisschen Glattstellen sich neu orientieren.
00:01:11: Wir würden da jetzt nicht allzu viel in die ersten paar Tage des Jahres reinlesen wollen.
00:01:16: Und außerdem, ich darf das sagen, der erste Tag der zweiten Handelswoche war ja schon
00:01:20: dann wieder erfreulicher.
00:01:21: Ja, und es sind auch minimale Rücksetzer.
00:01:24: Aber man ist es ja so gewöhnt gewesen aus den vergangenen Wochen, dass es eigentlich
00:01:27: immer steil nach oben geht und es eigentlich, wenn überhaupt stundenweise mal ein Rücksetzer
00:01:31: gibt.
00:01:32: Das war schon eine krasse Jahresend-Rallye, oder?
00:01:35: Allerdings, allerdings.
00:01:36: Und wir schreiben ja täglich quasi über die Märkte.
00:01:40: Also es ging dann halt los so mit der Nikolaus-Rallye.
00:01:44: Dann gab es dann klar die Jahresend-Rallye, dann die Santa-Rallye, die dann irgendwie von
00:01:50: Weihnachten noch bis zum Jahresende läuft, also alles, was man da so parat hat.
00:01:54: Also bist da, glaube ich, auch Expertinnen bei diesen ganzen Börsen, Weisheiten und
00:01:59: ähnlichen Dingen.
00:02:00: Und es ist sehr schön, wenn man auch mal so ein Jahr dann hat, was dann wirklich einen
00:02:04: sehr guten Ausklang uns gebracht hat für 2023.
00:02:07: Das war ja nicht ganz so einfach, wenn wir uns kurz zurück erinnern wollen.
00:02:11: Und nach hinten raus war es richtig stark.
00:02:14: Und das Interessante war halt auch bei der letzten Bewegung, dass hier eben nicht nur
00:02:19: die Favoriten der ersten elf Monate dabei waren oder zehn Monate, also Tag und Mega-Caps,
00:02:26: sondern dass eben auch Value-Aktien und Sachen, die noch nicht so gut gelaufen waren, dann
00:02:30: auch nachholen konnten.
00:02:31: Also ein bisschen marktbreiter.
00:02:33: Ich habe auch gesehen, die Nebenwerte, die sind ja auf ganz Jahressicht nicht so toll
00:02:37: gelaufen, aber die haben ja auch dann zum Ende nochmal ordentlich Gas gegeben und aufgeholt.
00:02:41: Und das vielleicht auch so Branchenanlageklassen, wo man sagen kann, da ist jetzt ein Nachholpotenzial,
00:02:47: also zum Beispiel Nebenwerte, zum Beispiel Value.
00:02:50: Es ist halt nichts für jedermann.
00:02:52: Also wir müssen da, glaube ich, echt ein ordentliches Maß an Risikobereitschaften mitbringen.
00:02:58: Aber es gibt natürlich dann auch so Vorlieben bei der Aktienanlage.
00:03:02: Also einige Anleger bevorzugen ja relativ niedrige Bewertungen und gute Fundamentaldaten.
00:03:11: Aber wenn man sich anschaut, was die letzten, ja mehr als zehn Jahre, muss man ja schon
00:03:18: sagen, gelaufen ist, dann waren sie eben nicht die günstigen Aktien.
00:03:23: Und deswegen haben es natürlich Value-Investoren auch immer schwer.
00:03:28: Inzwischen können wir, glaube ich, 15 Jahre sagen und wir hatten auch mal Ausnahmiahre
00:03:33: dabei, wie 2022, wo das dann tatsächlich mal umgedreht lief.
00:03:38: Aber wir halten jetzt für gefährlich, Wachstumsaktien nicht in Portfolien zu haben.
00:03:42: Vielleicht können wir uns das Thema Wachstumsaktien ja nächste Woche dann nochmal in der Tiefe
00:03:46: vornehmen.
00:03:47: Schauen wir jetzt nochmal so ein bisschen auf den Jahreswechsel und die ersten schwachen
00:03:51: Börsenwochen.
00:03:52: Es ist ja auch politisch einiges los, Stichwort Lieferketten.
00:03:56: Ja, das war ja jetzt nicht so schön zum Jahresstart und zum Jahresende, weil wir natürlich durch
00:04:03: die geopolitischen Entwicklungen jetzt die alten Themen wieder auf der Agenda haben.
00:04:09: Und das sieht man zum Beispiel an den Frachtraten, die jetzt wieder stark angestiegen sind, dadurch
00:04:14: dass doch erhebliche Umwege inzwischen wieder gefahren werden müssen, um den Konflikt herrt,
00:04:23: im Nahen Osten zu umgehen und ähnliche Dinge.
00:04:27: Der Ölpreis hat noch nicht so stark darauf reagiert, wie man es vielleicht befürchten
00:04:31: hätte können.
00:04:32: Aber das sind alles Entwicklungen, die man definitiv nicht gerne sieht.
00:04:37: Und das hilft natürlich dann auch den Zentrabanken nicht in ihrem immer noch andauernden Kampf
00:04:42: gegen die Inflation.
00:04:43: Lass uns doch mal auf die Wirtschaftsdaten schauen.
00:04:45: Da gab es ja zuletzt so einiges.
00:04:47: Beispielsweise, du hast es gerade schon gesagt, die Inflation.
00:04:49: Es gab Inflationsdaten aus den USA, aus Europa, Deutschland auch.
00:04:53: Wie sieht es da aus?
00:04:54: Läuft der Kampf gegen die Inflation, ist der erfolgreich?
00:04:57: Ich würde sagen ja.
00:05:02: Und wenn man sich die Offiziellen der EZB anhört in den letzten paar Monaten, dann
00:05:05: läuft es sogar besser als gedacht.
00:05:07: Aber auch hier hat man so etwas wie, ich meine, es ist jetzt ein absoluter Spezialfall, aber
00:05:13: so etwas wie beispielsweise Inflation in der Schweiz ist gerade wieder überraschend etwas
00:05:17: angestiegen und mehr als erwartet.
00:05:19: Und das sind nochmal so Hingucker, dass jetzt vielleicht doch der leichte Teil der Preis-Senkungsanstrengung,
00:05:30: wenn man so möchte, hinter uns liegt und dass wir jetzt nach vorne blicken, echter
00:05:34: aufpassen müssen, dass es jetzt auch dabei bleibt.
00:05:37: Der letzte Schritt dann Richtung 2% oder gar darunter geht wahrscheinlich doch nochmal
00:05:43: ein erhebliches Maß an relativ restriktiver Geldpolitik erfordern.
00:05:47: Gilt das für Europa oder auch für die USA?
00:05:50: Ich würde sagen für beide noch mehr, aber für Europa, was ja nicht intuitiv ist.
00:05:56: Also wir reden ja oft, gerade in Deutschland auch über Rezession, ja, nein, schwaches Wachstum.
00:06:03: Und gleichzeitig sieht es aber so aus, dass das Inflationsthema in der Eurozone vielleicht
00:06:11: noch etwas länger anhalten könnte in den USA.
00:06:13: Also das ist nicht so total intuitiv, finde ich.
00:06:15: Schauen wir mal auf die USA, da gab es Arbeitsmarktdaten, da haben die Märkte auch nicht so ganz
00:06:21: begeistert reagiert.
00:06:22: Ja, ist das so?
00:06:23: Also ich war immer noch ein erhebliches Rezisionsrisiko da haben und wenn dann der Arbeitsmarkt
00:06:32: im Dezember positiv überrascht bei den neu geschaffenen Stellen, dann also ich war da begeistert,
00:06:38: das zu sehen.
00:06:39: Der Markt hat natürlich dann direkt geschaut, okay, was bedeutet das denn jetzt für die
00:06:44: Leitzinsenkungen ist dann aufgefallen, dass die Lohnentwicklung relativ stark war, solche
00:06:51: Faktoren.
00:06:52: Und dann dritt hin.
00:06:54: ist dann aufgefallen, dass die Vormonate negativ revidiert worden sind.
00:06:58: Also in Summe würde ich sagen, war es eigentlich genau das, was man sehen wollte,
00:07:02: nämlich eine sanfte Landung, also keinerlei Überhitzung des Arbeitsmarktes und deswegen auch
00:07:08: wahrscheinlich Spielraum für die US-Motenbank dann im späteren Jahresverlauf die Leitsinnen zu senken.
00:07:13: Aber das ist ein wichtiger Hinweis im späteren Jahresverlauf. Wir haben ja auch mit Uli
00:07:18: Stefan in den vergangenen Wochen öfter darüber gesprochen, dass die Märkte teilweise eingepreist
00:07:23: haben, dass es schon sehr viel früher Zinssenkungen geben könnte, vielleicht sogar schon im ersten
00:07:27: Quartal und sehr viel mehr Zinssenkungen als mal ursprünglich gedacht. Ihr wart in eurem Jahresausblick
00:07:32: da etwas verhaltener, habt gesagt erst in der Mitte des Jahres und auch nicht ganz so sportlich,
00:07:37: wie es einige eingepreist hat zwischenzeitlich. Wie ist deine Einschätzung da jetzt? Das sind
00:07:41: ja einfach immer alles neue Daten, da muss man ja auch nochmal nachjustieren, logischerweise. Bleibst du
00:07:47: dabei Mitte des Jahres und nicht ganz so sportlich? Ohne dich darauf festnageln zu wollen, demnächst.
00:07:53: Wir bleiben dabei und wir sind auch ein bisschen schlolz drauf, ich das mal sagen darf, das war
00:07:58: während im Verlauf von 2023 auch bei unserer grundsätzlichen Einschätzung geblieben sind.
00:08:04: Wir hatten ja im Frühjahr, kommt mir schon sehr lange vor, ist auch nicht so lange her die US-Regionalbankenkrise
00:08:10: und da haben ja die Geldmärkte massives Zinssenkungen für das Ende 2023 eingepreist in dieser Phase.
00:08:18: Da haben wir uns auch dagegen entschieden, da mit dem Markt zu laufen und dieses Mal ist es ähnlich,
00:08:25: wenn auch andersrum. Wir haben jetzt sicherlich keine Krise oder irgendwas, was der Anlass dafür wäre,
00:08:31: aber eben jetzt seit ein paar Monaten doch eine gute Inflationsentwicklung. Was wir natürlich auch
00:08:37: diskutieren hier intern, aber wir glauben, dass die Zentralbank guter tun, hier noch länger die
00:08:45: Leitzinsen relativ hoch zu halten und das heißt wir sind momentan zumindest stehen wir im Einklang
00:08:50: mit der FED selbst. Wenn man sich diese Technische Dottplotze, also die Einzelmeinungen der Offiziellen
00:08:59: bei der FED anschaut, dann geht man hier ja auch von drei Leitzinsenkungen aus, so wie wir.
00:09:04: Und der Markt ist momentan da ziemlich aggressiv aus unserer Sicht. Schauen wir nochmal auf den
00:09:09: Markt. Wie haben sich denn die Rentenmärkte jetzt in den ersten Tagen des Jahres entwickelt und wie
00:09:14: die Aktienmärkte? Fangen wir mit den Rentenmärkten an mit den Anleihen. Ja, bei den Anleihen gab es
00:09:19: erst mal wieder ein bisschen Ärger. Das passt natürlich schön zu unserem Ausblick. Also hier
00:09:25: haben wir ja auch auf der Risikoseite nochmals erwähnt, dass der Rentenmarkt ganz klar oben auf
00:09:33: unserer Liste steht und das hat auch nicht jedem gefallen, aber es ist ja kein Wunschkonzert,
00:09:39: der Kapitarmarkt Ausblick der Deutschen Bank. Und unser Hinweis war glaube ich richtig, dass man
00:09:46: einfach die Risiken, die weiterhin im Rentenmarkt schlummern, managen muss und zwar täglich und
00:09:52: aktiv. Und dadurch, dass wir jetzt natürlich einen massiven Zinsverfall schon gesehen hatten im vierten
00:09:58: Quartal letzten Jahres, ist es natürlich immer möglich, dass wir ja auch ordentliche Gegenbewegungen
00:10:05: sehen. Also momentan ist es ein sehr ruckeliger Verlauf, um es mal vorsichtig zu formulieren
00:10:11: für Renten. Wir sind aber weiterhin der Meinung, dass man bei Renten investiert sein sollte, gerade
00:10:18: aufgrund des attraktiven Zinses, den man momentan halt erzielen kann. Aber die Kurschwankungen gehören
00:10:24: einfach leider dazu. Wie sieht es an den Aktienmärkten aus? Wir haben ja schon kurz drüber gesprochen,
00:10:29: ein bisschen Mao der Start ins neue Jahr. Jetzt nicht unbedingt eine Korrektur, aber schon so ein paar
00:10:33: Prozentpünktchen eingebüßt. Welche Branchen hat es denn da besonders erwischt und wo gibt es denn
00:10:38: da vielleicht auch schon Kaufgelegenheiten oder soll ich noch warten? Ja, die Kaufgelegenheit war
00:10:42: wahrscheinlich frei, also das war am 6. Januar, Freitagabend. Und das wurde dann quasi
00:10:58: ein Tag später, nämlich am ersten Tag der zweiten Handelswoche schon wieder kassiert. Also ich rede
00:11:03: hier vom Nasdaq, also das war ziemlich wild. Erst tatsächlich Verluste von bis zu 3 Prozent
00:11:11: bei Halbleitern, sogar 5 Prozent. Und dann gab es halt einen echt guten Tag. Also man sieht schon,
00:11:16: dass da noch richtig Musik drin ist. Und was ich eingangs erwähnt hatte, ich glaube die ersten
00:11:22: Handelstage sind dann einfach diese Neupositionierung, Neupstellung, weil es natürlich doch einige
00:11:27: Investoren gibt, die erhebliche Gewinne auf diesen Marktsegmenten haben momentan. Und das muss
00:11:32: dann sich erst mal ein bisschen aussortieren, bevor wir dann, glaube ich, eine etwas ruhigere
00:11:38: oder eine etwas rationalere Marktbewegung dann auch sehen. Und zumal ja auch in der ersten Handelswoche,
00:11:43: die ja noch nicht mal eine ganze war, wahrscheinlich noch gar nicht alle wieder zurück waren aus
00:11:47: dem Urlaub. Die Umsätze sind dann ja traditionell ein bisschen dünner und dann kann es natürlich
00:11:50: auch zu größeren Ausschlägen führen relativ schnell. So ist es. Und dann gibt es natürlich auch mal
00:11:55: den einen oder anderen aktiven Anleger, um nicht Hedgefonds zu sagen, die dann genau diese dünne
00:12:02: Marktaktivität dann auch auszunutzen müssen. Also bleibt auf jeden Fall spannend an den Märkten.
00:12:07: Wir haben ja auch in den kommenden Wochen die Berichtssaison wieder vor der Brust. Wie soll ich
00:12:12: mich denn da als Privatanlegerin aufstellen? Wie soll ich reagieren? Also du darfst mich nicht
00:12:17: beraten. Wir haben keinen Beratungsprotokoll ausgefüllt, aber du weißt, ich bin relativ sportlich
00:12:21: aufgestellt. Hohe Aktienquote breit gestreut, Augen zu und durch oder vielleicht schauen, dass ich
00:12:26: noch mal ein bisschen nachkaufe, wenn es einen Rücksetzer gibt. Was würdest du mir empfehlen?
00:12:30: Ja, also wir sind in einem letzteren Lager, also nachkaufen bei den Rücksetzern. Und wenn sich die
00:12:38: makoeconomische Situation jetzt über den nächsten Monat positiv entwickelt, das sind ja ziemlich
00:12:44: große Fragezeichen noch daran, dann glaube ich, kann man auch noch deutlich optimistischer nach
00:12:50: vorne blicken. Also jetzt erstmal schauen, neuten, vielleicht so, wie das einige Anleger jetzt im
00:12:55: Jahresstaat gemacht haben, das Portfolio anschauen, Nordpositionieren, dass man sich auch wirklich
00:13:01: wieder so aufstellt, wie man es eigentlich möchte und nicht einfach liegen lässt und sagen,
00:13:05: naja gut, also die Performance treibt eigentlich mal ein Portfolio, beziehungsweise die Gewichtung.
00:13:09: Ich glaube, das wären Fehler. Also ja, breit aufschwählen. Also Stichwort rebalancing.
00:13:13: Nachjustieren. Richtig, nachjustieren und dann ist man, glaube ich, gewappnet für das Kapitalmarkt
00:13:20: Jahr 2024. Dann habe ich ja alles richtig gemacht. Ich habe nämlich mein rebalancing wie immer
00:13:24: zwischen Weihnachten und Neujahr hinter mich gebracht, sogar mit zukäufen und da bin ich mal
00:13:29: gespannt, was mir da die nächsten Wochen und Monate so wieder fährt an der Börse. Danke
00:13:33: für diese Perspektiven to go. Perfekt, danke.
00:13:36: [Musik]