00:00:00: Deutsche Bank präsentiert Perspektiven to Go. Ihr Audio-Podcast wohnt um das Thema.
00:00:07: Es ist einiges los an den Märkten, auch wenn sich die Kursschwankungen in Grenzen halten.
00:00:14: Es gibt aber doch jede Menge Nachrichten. Die Berichtssaison läuft, die Notenbanken
00:00:18: tagen. Das sind zwei der großen Themen. Wir ordnen die Lage ein. Wir, das sind Uli
00:00:24: Stefan von der Deutschen Bank und ich, Jessica Schwarzer. Herzlich willkommen zu den Perspektiven to Go.
00:00:29: Welcome back, Uli. Du warst im Urlaub. Südamerika war dein Ziel. Wie aufmerksam
00:00:34: Lisa deiner Perspektiven am Morgen wissen. Du hast sicher eine ganze Menge Eindrücke mitgebracht, oder?
00:00:40: Ja, das ist allerdings richtig. Patagonien, Atacama, Wüste, das sind schon sehr spektakuläre Orte.
00:00:46: Wir haben uns viel unterhalten natürlich auch mit Besuchern dort, aber auch einheimischer
00:00:52: Bevölkerung. Man lernt eine Menge und es macht einen auch ein Stück weit ehrfürchtig, wenn man da
00:00:57: wirklich in dieser Natur steht und auch sieht, wie Menschen mit dieser Natur umgehen von und in
00:01:04: ihr Leben. Also das war schon ein wirklich außergewöhnliches Erlebnis. Ein paar Eindrücke davon
00:01:09: gibt es ja auch auf LinkedIn, auf deinem Account zu sehen. Aber wir reden jetzt über das Börsengeschäen
00:01:14: hierzulande, über das Börsengeschäen in Europa. Das hast du sicherlich auch verfolgt. Ich habe immer
00:01:19: wieder ein Auge drauf geworfen. Es fiel nicht ganz leicht. Die Ablenkung war doch sehr groß, aber
00:01:24: ja natürlich habe ich ein Auge drauf geworfen. Während deines Urlaubs haben ja die US-Börsen
00:01:29: neue Rekorde erzielt. Der DAX hat immer wieder dran gekratzt. Hatte ich das ein bisschen überrascht
00:01:35: und woher kam denn die ganze Zeit die gute Stimmung? Man muss schon sagen, dass in den
00:01:39: Vereinigten Staaten die Konjunktur doch sehr am positiven Rande überrascht. Das hat sie nicht
00:01:44: nur im vierten Quartal getan mit einem doch recht kraftigen Wachstum, zumindest nach der ersten
00:01:50: Schätzung. Auch die Stimmungsindikatoren etc. jetzt fürs erste Quartal sehen nicht so schlecht aus,
00:01:58: so dass beispielsweise viele Analysten die Rezessionsängste für die USA ein Stück weit zur
00:02:04: Seite gelegen haben. Gerade kamen die neuen Prognosen des internationalen Währungsfonds
00:02:09: heraus, der für die USA auch ein stärkeres Wachstum sieht als zuvor. Also im Herbst waren es noch 1,5%,
00:02:17: jetzt sieht man 2,1% und das sind natürlich positive Aspekte. Die Notenbanken werden
00:02:24: perspektivisch die Zinsen runternehmen, wenn auch wahrscheinlich nicht so früh wie der Markt
00:02:29: erwartet, aber sie werden es tun. Das wird weiter stimulieren, die Wirtschaft läuft,
00:02:33: wir kriegen möglicherweise noch nicht einmal eine Rezession in den USA und das treibt dann
00:02:37: ein Stück weit natürlich die Kurse. Wie sieht es denn in Europa aus? Weil hatten ja auch zum
00:02:41: Jahresende hier die Hoffnung, zumindest an den Märkten wurde die gespielt, dass es ganz bald
00:02:45: Zinsen gibt, aber die ECB hat ja schon signalisiert, dass es wohl doch eher Sommer wird und dass sie
00:02:50: weiter Daten abhängig entscheiden wird. Ja Jessica, wir haben ja schon das öfteren darüber gesprochen.
00:02:55: Europa ist in erster Linie mal preiswert. Ich glaube auch deshalb hat Europa relativ gut
00:03:02: ein Staat ins Jahr hinlegen können. Allerdings sehen die ökonomischen Rahmenbedingungen natürlich
00:03:07: deutlich schlechter aus als in den Vereinigten Staaten. Also auch gerade der IMF hat verschiedene
00:03:12: Länder, also internationaler Währungsfonds verschiedene Länder der Welt nach oben revidiert,
00:03:16: auch die Welt insgesamt, China, sogar Russland hat aber auf der anderen Seite eben die Europäische
00:03:23: Währungsunion und vor allen Dingen Deutschland doch relativ kräftig nach unten genommen und das
00:03:28: liegt eben daran, dass wir im letzten Jahr kein gutes Wachstum haben und sich das offensichtlich
00:03:35: auch in diesem Jahr weiter fortsetzt. Die Stimmungsindikatoren sind nach wie vor auf sehr
00:03:41: niedrigen Niveau. Die Notenbank wird die hartnäckige Inflation wahrscheinlich auch noch ein bisschen
00:03:48: länger bekämpfen müssen. Die Kreditvergabe ist relativ schwach so und das alles führt dann eben
00:03:53: dazu, dass wir momentan ein Stück weit auseinandergehen haben zwischen der tatsächlichen ökonomischen
00:04:00: volkswirtschaftlichen Situation und den Aktienmärkten. Dabei muss man natürlich auch sagen, dass gerade die
00:04:06: deutschen Unternehmen der Deutsche Aktienindex nicht so sehr von Deutschland geprägt ist,
00:04:11: sondern auch sehr stark von der Weltwirtschaft. Und das wäre nämlich jetzt auch mein nächster
00:04:14: Gedanke gewesen. Wir haben zwar für Deutschland ja wirklich schwache Zahlen und sieht so aus
00:04:19: jetzt auch das erste Quartal. Also, ob das nicht so sensationell wäre, IFA Geschäftsklima
00:04:23: Index, niedrigster Stand seit Mai 2020. Wir haben Gfk Konsumklima Index für die Verbraucherstimmung,
00:04:30: tiefster Stand seit März 2023. Aber wie du schon gesagt hast, das ist für die DAX-Unternehmen
00:04:38: nicht so relevant. Also für die einen mehr, für die anderen weniger. Die verdienen ihr
00:04:43: Geld in der Regel im Ausland, richtig? Ja, sie tun es natürlich nach wie vor sehr stark
00:04:47: in Europa und auch Europa ist relativ schwach, wenn gleich nicht so schwach wie Deutschland.
00:04:52: Also Deutschland zieht Europa insgesamt ein Stück weit runter. Die USA hat man schon darüber gesprochen.
00:04:57: Scheinen doch auf ein Softlanding vielleicht hinzulaufen, also eine Abkühlung der Wirtschaft,
00:05:02: aber können möglicherweise sogar eine Rezession vermeiden. Und China, da reden wir natürlich
00:05:07: gerade viel über die Immobilienkrise. Nichtsdestotrotz hat die Regierung hier auch einige Stimmolos
00:05:13: Maßnahmen bekannt gegeben, versucht weiter zu stimulieren. Das Wachstum war jetzt nicht so
00:05:20: schlecht im letzten Jahr und mit den Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden, also einer großen,
00:05:27: größeren Monetärenunterstützung durch die Notenbank beispielsweise. Aber auch andere Maßnahmen
00:05:33: könnte es sein, dass China also tatsächlich nochmal etwas zuleicht. Sogar trotz dieser
00:05:39: die über die Immobilienkrise im Moment hier.
00:05:42: über den Markt schwäbt. Bleiben wir noch mal in Europa. Wie haben denn die Aktie-Märkte
00:05:48: wirklich auf die Aussagen von Frau Lagarde reagiert und auch auf die neuesten Zahlen,
00:05:53: du hast sie vom internationalen Währungsfonds ja schon zitiert, dann eben IFO und Co. Die Märkte
00:05:59: laufen zu gut, zu weit oder ist das absehbar gewesen, dass es weiter so ein tolles Jahr wird? Wir
00:06:06: haben in der Glaskugel bestimmt, oder irgendwo? Ja Jessica, ich glaube, das ist genau dieses
00:06:10: Spannungsverhältnis. Je schlechter es der Wirtschaft geht, desto früher muss Lagarde und die EZB
00:06:16: wahrscheinlich die Zinsen senken. Und das ist das, was der Markt im Moment hier diskutiert. Also in
00:06:21: den USA haben wir sozusagen das gute Beispiel, da wächst die Wirtschaft relativ gut, die Inflation
00:06:28: kommt trotzdem runter, die Fett wird wahrscheinlich gegen Sommer dann den ersten Zinsschritt unternehmen
00:06:35: und in Europa ist eben die Spekulation, ob es nicht doch früher kommen könnte, weil eben Frau Lagarde
00:06:43: und die EZB hier auch auf die schwache Konjunktur werden reagieren müssen. Wir glauben, dass auch
00:06:49: die EZB erst im Sommer tätig werden wird, aber sie könnte auf der nächsten Sitzung im März zum
00:06:56: Beispiel darüber diskutieren, wann und wie denn die Zinsen gesenkt werden. Das hat sie bisher ja
00:07:02: noch nicht gemacht. Und insofern ist es dieses Spannungsverhältnis zwischen Konjunktur auf der
00:07:08: einen Seite und Zinsentwicklung auf der anderen Seite, die hier die Märkte treiben und im Moment
00:07:12: fällt das Pendel ganz eindeutig auf die Seite Zinssenkungen und damit steigende Aktienkurse.
00:07:18: Annäher trabt aber natürlich auch die Berichtssaison um. Ich habe mit Stefanie in den vergangenen
00:07:22: Wochen schon viele über die US-Berichtssaison gesprochen. Die sind ja mal ein bisschen weiter
00:07:26: als wir, aber jetzt nimmt die Berichtssaison eben auch in Europa langsam Fahrt auf. Läuft die ähnlich
00:07:31: unspektakulär wie in den USA oder vielleicht sehr viel schlechter oder sogar sehr viel besser?
00:07:36: Ja, Jessica, mittlerweile gab es auch in den USA einige Überraschungen, insbesondere im Bereich
00:07:41: der Industrie, aber auch der Technologie. Für Europa sind die Erwartungen noch geringer. Sie sind
00:07:48: zwar etwas weniger nach unten revidiert worden in den letzten Monaten als in den Vereinigten
00:07:54: Staaten, stehen aber bei nur plus 2 Prozent für das vierte Quartal 2023 gegenüber dem vierten
00:08:02: Quartal 2022. Und das könnte sich unterm Strich dann als zu pessimistisch erweisen, denn wir haben
00:08:10: hier im Moment, es ist aber noch ganz am Anfang der Berichtssaison, da muss man natürlich noch
00:08:14: ein bisschen vorsichtig sein, doch erhebliche positive Überraschungen von plus 29,4 Prozent
00:08:21: insbesondere auch in Europa, die Technologie, die hier positiv überrascht hat. Und deswegen könnte
00:08:27: es sein, dass die Erwartungen des Marktes hier doch etwas zu niedrig sind und positive
00:08:33: Überraschungen dann die Aktienkurse weiter treiben. Welche Branchen, du hast jetzt Techschung
00:08:38: als Beispiel genannt, sollten ja besonders gut berichten und bei welchen gibt man davon aus,
00:08:42: dass sie eher schwach berichten? Ja, Jessica, von den Branchen her muss man sagen, dass die Industrie
00:08:48: ganz gut erwartet wird, auch gerade in das Jahr 2024 hinein. Der Konsum zum Teil, da muss man
00:08:57: dann etwas genauer hingucken. Die Gesundheit könnte sich besser entwickeln, als wir das im
00:09:03: letzten Jahr gesehen haben. Die Finanzen am unteren Rand dürften dann tatsächlich die Energie,
00:09:10: die Materials wieder liegen, die ja aufgrund der Basiseffekte einfach hier negative Folgen zu
00:09:16: spüren haben. Du hast gerade schon den Konsum angesprochen, dass man da genauer hinschauen
00:09:19: muss. Ich erinnere mich in eurem Jahresausblick. Habt ihr Luxus-Konsum-Güter ja auch als Branche
00:09:25: genannt, die in Europa ganz gut laufen könnte dieses Jahr? Und wie ist es so bisher? Ja,
00:09:29: ich glaube es ist sehr ordentlich. Auch gerade aus China ist die Nachfrage nach wie vor vorhanden.
00:09:34: Sie ist vielleicht noch nicht auf dem vor pandemischen Niveau angekommen, aber die Wachstumszahlen
00:09:40: sind doch ganz ermutigend und es stellt sich eben wieder heraus, dass auch in Krisenzeiten
00:09:45: Luxus-Güter gefragt sind, sozusagen genauso wie auf der anderen Seite sehr preiswerte Güter für
00:09:51: die Menschen sich das eben nicht so leisten können und der Mittelbau fehlt dann ein Stück
00:09:56: weit. Deswegen sieht man eben auch, dass die Luxus-Güter insgesamt recht ordentlich performen
00:10:01: können und das erwarten wir auch für das Jahr 2024. Würdest du, wenn du Geld auf dem Investmentkonto
00:10:08: hättest, gerade eher in Europa oder eher in den USA investieren im Augenblick? Somit Blick auf
00:10:15: den nächsten Monate, vielleicht auch auf ein, zwei Jahre? Ja, ich glaube, dass in den USA die
00:10:20: Erwartungen insgesamt etwas realistischer sind. Als in Europa, in Europa könnten sie etwas zu
00:10:24: pessimistisch sein. Ich glaube auch, dass Europa eher gemieden worden ist in den letzten Monaten
00:10:31: von Investoren, weil man eben doch viel über Probleme über den Krieg in der Ukraine etc.
00:10:39: gesprochen hat und diskutiert hat und dass nach vorne hin die Dinge sicherlich nicht
00:10:45: rosa rot werden, aber aufgrund dieser sehr niedrigen Erwartungen hier, dass ein oder andere
00:10:51: an positiven Überraschungen sicherlich möglich ist. Deswegen würde ich vor allen Dingen zyklische
00:10:56: Werte eher in Europa suchen, wäre aber bei den Technologiewerten auch nach wie vor in den USA
00:11:02: mit dabei. Also eine Mischung. Wir schauen wie die Berichtssaison weiter läuft bei unserer
00:11:06: nächsten oder übernächsten Aufnahme bis hierhin oder bis dahin. Vielen Dank für diese Perspektiven
00:11:12: to go. Aber gern doch.