PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast

PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast

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00:00:00: Deutsche Bank präsentiert Perspektiven to Go.

00:00:04: Ihr Audio-Podcast rund um das Thema Börsen.

00:00:07: Chile, Argentinien, Brasilien, das war die Reiseroute von Uli Stefan.

00:00:15: Keine Angst, jetzt kommt kein Reise-Podcast, na ja vielleicht ein bisschen.

00:00:19: Aber wir schauen jetzt mal auf die Wirtschaft dieser Länder und vor allem auf die Börsen.

00:00:23: Gibt es da vielleicht Investmentmöglichkeiten für uns?

00:00:26: Mein Name ist Jessica Schwarz, und damit herzlich willkommen zu den Perspektiven to Go.

00:00:32: Uli Latina America, das ist schon ein ziemlich großartiges Reiseziel, oder?

00:00:37: Ja, das ist es. Ich bin sicherlich weit davon entfernt meiner ersten Reise nach Südamerika,

00:00:43: vollständig über diesen ganzen Kontinent berichten zu können.

00:00:47: Wir haben uns vor allen Dingen im Süden Südamerikas aufgehalten.

00:00:51: Wir haben auch einen Abstecher nach Montevideo gemacht.

00:00:58: Man hat natürlich viele Gespräche geführt, auch mit Reiseleitern, mit Einheimischen,

00:01:04: wenn man das so sagen darf, Menschen, die dort leben und arbeiten.

00:01:09: Aber wie gesagt, also einen vollständigen Überblick hier zu geben nach einer dreivöchigen Reise

00:01:15: ist sicherlich dann auch zu viel erwartet.

00:01:18: Als Anlegerin habe ich Brasilien auf dem Schirm.

00:01:21: Da gibt es ein paar ganz große, sehr bekannte Konzerne.

00:01:24: Und dann vor allen Dingen war Brasilien auch das B von Bricks.

00:01:28: Da können wir uns auch noch dran erinnern, mal so eine ganz große Marketingnummer.

00:01:31: Ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, wo es herkam.

00:01:33: Ich glaube, von Goldman Sachs ist auch egal, ist 20 Jahre her.

00:01:35: Also Brasilien, da würde ich sagen, habe ich noch ein bisschen Ahnung, was da so an der Börse los ist.

00:01:42: Sind es immer noch die großen Rohstoffkonzerne, die da eigentlich vorweg rennen?

00:01:48: Oder gibt es mittlerweile auch eine anderen Branchenmix?

00:01:51: Ja, es gibt natürlich auch in Brasilien Banken und Immobilienkonzerne, die hier eine Rolle spielen.

00:01:56: Aber im großen öffentlichen Fokus sind sicherlich nach wie vor die Rohstoffkonzerne.

00:02:01: Brasilien ist zweifellos auch ein Rohstoffland.

00:02:05: Wenn gleich ist natürlich darüber hinaus sehr viele Industriebereiche hat,

00:02:10: vor allen Dingen auch ausländische Unternehmen, die dort investiert sind im Großraum.

00:02:14: Sao Paulo, der mit über 20 Millionen Menschen schon wirklich zu den Megastätten gehört.

00:02:20: Und da auch wirklich das ökonomische Herz Südamerikas schlägt.

00:02:24: Wenn ich da investiere, ich weiß, dass da immer so Themen kommen wie politische Unsicherheiten, Korruption etc.

00:02:32: Wie ist da die Lage mittlerweile?

00:02:35: Ja, das ist in all den Ländern nach wie vor natürlich ein Thema.

00:02:38: Man wird auch überall darauf angesprochen, dass dem so ist.

00:02:42: Wir haben natürlich gerade eine hohe Kriminalität auch in Brasilien.

00:02:46: Wenn man sich die gefährlichsten in Anführungssträchtestädte anguckt,

00:02:50: dann sind da ganz viele brasilianische Städte typischerweise relativ weit oben.

00:02:54: Nichtsdestotrotz ist, wenn man sich normal und vorsichtig verhält,

00:02:58: kann man natürlich problemlos dort reisen.

00:03:01: Man sollte nur nicht blauäugig sein, weil natürlich diese Länder anders sind

00:03:06: als das, was wir hier in Deutschland oder in Europa kennen.

00:03:11: Aber wenn man an der Börse investiert, kann man das machen.

00:03:14: Dann muss man sich insbesondere natürlich mit den ökonomischen Voraussetzungen auseinandersetzen.

00:03:18: Also was macht die Währung?

00:03:20: Wenn ich nach Argentinien eine Sekunde gucke,

00:03:23: der Mehrwall hat eine extreme Performance in argentinischen Peso hingelegt.

00:03:30: Das liegt aber natürlich auch sehr stark an der Abwertung des Pesos.

00:03:33: Also wenn ich das übereinander liege, dann bleibt da nichts mehr übrig.

00:03:37: Und insofern ist die Währung immer ein wichtiger Baustein.

00:03:41: Das Zweite ist sicherlich die Notenbanken und die Geldpolitik.

00:03:46: Und natürlich darüber hinaus die Wirtschaftspolitik,

00:03:48: die aber wie in so vielen Ländern,

00:03:50: und da muss man gar nicht groß mit Finger von uns Europäern, glaube ich, zeigen,

00:03:54: natürlich verbesserungswürdig ist.

00:03:55: Wenn ich mich recht erinnere, war doch die Inflation in diesen ganzen Ländern

00:03:58: auch so extrem galoppiert.

00:04:00: Und die Notenbanken hatten aber doch ein bisschen schneller die Zügel angezogen,

00:04:03: als es die FED und vor allem die EZB getan haben.

00:04:05: Ist das richtig?

00:04:06: Also in Argentinien hatten wir zuletzt Zahlen von 211 Prozent.

00:04:09: Das liegt natürlich an der starken Abwertung.

00:04:12: Hier wird meiner Ansicht nach zu Unrecht immer wieder gesagt,

00:04:15: dass der neue Präsident Javier Millay das sozusagen veranlasst hätte.

00:04:21: Das stimmt schon, dass er das veranlasst hat,

00:04:22: aber er hat sich im Grunde an die Realitäten angepasst,

00:04:25: die nämlich einen Wechselkurs Peso Dollar von 1000 Peso zu einem Dollar in etwa preisen.

00:04:32: Der Peso stand bei 350 und er hat ihn dann auf 800 abgewertet

00:04:37: und lässt ihn jetzt auch sukzessive weiter abwerten.

00:04:40: Also nochmal, das ist eine Anpassung an die Realitäten.

00:04:45: Schmerzhaft, vor allen Dingen natürlich für die nicht so wohlhabende Bevölkerung

00:04:50: und insofern ein langwieriger und schwieriger Prozess.

00:04:54: Wir haben jetzt auch am 24. Januar dort einen Generalstreik gesehen,

00:04:59: ausgelöst von den Gewerkschaften und der Opposition.

00:05:02: Also den Peronisten, die mit in diese Probleme natürlich in den Jahren geführt haben.

00:05:08: In Brasilien sieht die Lage völlig anders aus.

00:05:11: Hier ist die Inflation mittlerweile auf unter.

00:05:13: Den Zielpfad der brasilianischen Notenbank gefallen, also liegt unter 4,5 Prozent.

00:05:20: Die Sellegrade, der Leitzins liegt immer noch bei deutlich über 11 Prozent

00:05:25: und deswegen wird eben erwartet, dass die Notenbank hier im Jahresverlauf

00:05:30: weitere Zinsschritte vornehmen wird, und zwar nach unten,

00:05:33: weil eben diese Spanne zwischen Inflation und Zins die höchste auf der Welt ist.

00:05:39: Also die Realrenditen in Brasilien die höchsten der Welt sind

00:05:42: und die Notenbank sicherlich dann Raum hat, die Zinsen zu senken

00:05:46: und damit auch weiter zu stimulieren.

00:05:49: Wie ist die Lage in Chile?

00:05:50: In Chile ist die Inflation auch deutlich besser im Griff als in Argentinien.

00:05:55: Wir liegen bei einer Rate von 4,1 Prozent, 22, also 2022 lag sie noch im zweistelligen Bereich

00:06:03: und insofern hat auch hier die Chileanische Notenbank einen guten Job gemacht

00:06:08: und die Inflation vielleicht noch nicht auf das Stilband, aber doch deutlich darunter gedrückt.

00:06:12: Wir haben schon ein bisschen mit dem...

00:06:14: Branchenmix in Brasilien gesprochen. Wie sieht es denn in Argentinien und Chile aus? Welche

00:06:18: Branchen sind da besonders stark? Ist es wahrscheinlich auch viel Rohstoff und alles, was drum herum ist?

00:06:24: Ja, Jessica, in Chile findet man überraschenderweise vielleicht gar keine Rohstoffswerte, weil der

00:06:30: größte Rohstoffwert des Landes Kodelco ist staatlich und damit nicht Börsen notiert. Man findet

00:06:38: aber Industriewerte, vor allen Dingen Banken auch, die hier notiert sind, Fluggesellschaft,

00:06:44: Versorger. Aber wie gesagt, das ist ein bunter Mix, der schon ein Stück weit, würde ich sagen,

00:06:49: von Banken dominiert wird in Chile. Wie sieht es in Argentinien aus? Ja, Jessica, in Argentinien ist

00:06:54: es vielleicht etwas überraschenderweise. Der zyklische Konsum, das liegt aber an einem großen

00:06:59: Online, einer großen Online-Plattform, die argentinisch ist und Südamerika bedient. Mittlerweile

00:07:07: auch mit eigenen Fliegern. Man kennt das ja in den USA und in Europa, das ist ein anderes Unternehmen,

00:07:13: aber sowas gibt es eben auch in Lateinamerika und ist ansässig in Argentinien. Es sind Finanzdienstleistungen,

00:07:20: die hier eine große Rolle spielen und natürlich Rohstoffe und Energie. Man hat gigantische Öl und

00:07:26: Gas vorkommen, gerade im Bereich des Übergangs von La Pampa, also dort, wo insbesondere die

00:07:33: Fleischzucht betrieben wird, nach Patagonien hingefunden und die gilt es sicherlich in den

00:07:39: nächsten Jahren dann zu entwickeln, um den Wohlstand im Land insgesamt zu steigern. Wenn ich jetzt

00:07:43: investieren möchte, wie kann ich das tun? Also Einzelaktien, das Risiko ist hoch,

00:07:47: darüber haben wir schon oft gesprochen. Gibt es Länder ETFs? Gibt es aktiv gemanischte Fonds

00:07:52: oder soll ich lieber auf die ganze Region setzen? Ja, das hängt wie immer im Leben Jessica vom Risikoprofil

00:07:57: natürlich ab. Es gibt Länder ETFs, allerdings hat man natürlich auch immer ein sehr spezielles

00:08:03: Länderrisiko, siehe Argentinien in solchen Entwicklungs- und Schwellenländern. Ich bin

00:08:10: tendenziell immer eher bei aktiven Fonds in solchen Ländern, wo ich sage, da sind die Finanzmärkte

00:08:16: vielleicht nicht so liquide und nicht so effizient wie das in Nordamerika, in manchen asiatischen

00:08:23: Ländern oder auch in Europa der Fall ist, da wird man sicherlich auch etwas finden und wer nicht

00:08:27: ganz so risikobusistisch und etwas streuen möchte, eben wir haben nochmal in Schiele vor

00:08:33: allen Dingen Kupfer und Lithium, aber wie gesagt am Aktienmarkt auch sehr viele Banken. Wir haben

00:08:39: in Argentinien auch einige Rohstoffe, die aber noch nicht in der Weise der Förderung sind, wie das

00:08:46: in anderen Bereichen der Welt ist und die Branche-Struktur haben wir ja vorhin auch schon

00:08:50: genannt und in Brasilien dann vor allen Dingen natürlich Öl, aber auch Eisenärzt, was dort

00:08:56: gefördert wird, im Verbund mit natürlich auch Immobilienunternehmen und Banken oder Finanzwerten.

00:09:03: Das ist auf jeden Fall eine extrem spannende Anlageregion finde ich, aber es ist dann doch

00:09:08: klar immer, je nach Risikoprofil, aber es dürfte doch eher die Beimischung sein, oder?

00:09:13: Ich glaube schon, dass es im Moment so ist. Du hast vorhin schon richtigerweise angesprochen,

00:09:18: die Länder haben sehr früh, wenn man mal Argentinien vielleicht ausklammert, sich gegen die

00:09:23: Inflation gestemmt, haben ihre Ziele erreicht oder fast erreicht und können nun die Zinsen wieder

00:09:30: senken. Das ist sicherlich ein Vorteil für die Volkswirtschaften und auch für die Aktienmärkte,

00:09:34: aber man muss eben doch immer wieder mit idiosynkratischen Themen rechnen. Die Länder

00:09:40: haben natürlich auch ihre Probleme, die sie in den nächsten Jahren angehen müssen und es sind

00:09:47: auch bei Wahlen immer, naja, es wird gerne in Extrem gewählt. Das sind dann mal die doch am

00:09:54: extrem rechten Rand, da haben wir ja auch ein paar Beispiele für oder eben die eher auf der

00:10:00: linken Seite. Deswegen ist die Wirtschaftspolitik insgesamt auch eher erratisch. Das ist kein

00:10:06: gutes Signal grundsätzlich für Wirtschaft und für Unternehmen und deswegen würde ich es als

00:10:10: Beimischung und eher breitgestreut machen. Ich habe zwar gesagt, jetzt kommt kein Reisepodcast,

00:10:15: aber ich habe es ein bisschen eingeschränkt, dass es doch ein bisschen einer wird. Deswegen jetzt

00:10:18: Abschlussfrage, was war das Tollste, was du gesehen, das Tollste, was du erlebt hast auf deiner

00:10:24: Reise? Das fällt mir total schwer zu sagen, weil die Dinge so unglaublich unterschiedlich

00:10:29: gewesen sind. Also von den großen Städten sei es Buenos Aires, eine sensationell aufgeräumte

00:10:36: Stadt, sehr sauber, viel Jugendstil, unglaublich vital, wahnsinnig vielfältig. Montevideo mit

00:10:44: seinen Stränden, gerade am Ostrand der Stadt Santiago de Chile, mit der unglaublichen Bergkette

00:10:51: der Anden. Da liegen ja die höchsten Berge der Anden, die man von der Stadt aus sehen kann.

00:10:56: Und natürlich Rio de Janeiro, was muss ich sagen, Copacabana, Zuckerhut etc. Pp. Also das macht

00:11:03: schon Spaß. Und dann eben darüber hinaus die beiden grandiosen Landschaften, sowohl in Patagonien,

00:11:10: mit El Calafate, mit den großen Gletschern und dem See Argentino, der einen Seite Torres del

00:11:17: Peine, fantastisches Bergmassiv, auch die Anden im Hintergrund. Oder eben dann die Atacama-Wüste,

00:11:24: eine der trockensten Wüsten, wenn nicht die trockenste Wüste der Welt. Und trotzdem ganz viel

00:11:29: leben sowohl was die Flora als auch was die Fauna angeht, 6000 Meter hohe Vulkanen, die zum

00:11:35: Teil aktiv sind, Geysire. Also es ist wirklich schwer dort einen Höhepunkt herauszugreifen. Ich

00:11:43: habe auch noch die Iquazou-Wasserfälle in Brasilien vergessen, die unglaublich beeindruckend sind,

00:11:48: von beiden Seiten, sowohl von der Argentinischen wie von der Brasilianischen. Also es war eine tolle

00:11:54: Reise. Ich möchte sie nicht missen. Es gab unglaublich viele Eindrücke und würde jedem wünschen,

00:12:00: das auch mal machen zu dürfen, weil es doch ein ganz tolles Erlebnis gewesen ist.

00:12:04: Es wird sich sensationell an und ich glaube, wenn ich Südafrika hinter mich gebracht habe,

00:12:08: was bei mir jetzt ansteht, dann muss ich glaube ich auch mal über Südamerikan nachdenken.

00:12:12: Vielen Dank für diese Perspektiven. To go! Aber sehr gerne doch!

00:12:16: [Musik]

Über diesen Podcast

Der Börsenpodcast
Jede Woche sprechen Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer darüber, was die Märkte bewegt – und was das für Anleger bedeutet. Schnell, pragmatisch und auf den Punkt. Und wem die wöchentliche Dosis Börsenwissen nicht genügt, dem sei Stephans täglicher Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“ empfohlen. Mehr dazu auf deutsche-bank.de/pam

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