01:00:00: Deutsche Bank präsentiert.
01:00:03: Perspektiven to go.
01:00:05: Ihr Audio-Podcast
01:00:06: rund um das Thema Börsen.
01:00:08: Überraschungen haben Börsianer in den
01:00:11: vergangenen Wochen und
01:00:12: Monaten so einige erlebt.
01:00:13: Die Unsicherheit oder doch zumindest
01:00:15: Unvorhersehbarkeit dominiert.
01:00:17: Wie gehen die Märkte damit um?
01:00:20: Sind Anleger mit Blick auf die von
01:00:21: US-Präsident Donald Trump
01:00:23: angekündigten Zölle vielleicht
01:00:24: zu sorglos?
01:00:26: Denn trotz aller
01:00:27: Unsicherheit steigen die Kurse.
01:00:29: Über die aktuelle Lage an den Märkten
01:00:30: spreche ich mit Uli
01:00:31: Stefan von der Deutschen Bank.
01:00:33: Mein Name ist Jessica Schwarze und damit
01:00:34: herzlich willkommen zu
01:00:35: den Perspektiven to go.
01:00:38: Uli, der DAX markiert ein
01:00:40: Rekord durch nach dem anderen.
01:00:41: Wie passt das zur aktuellen
01:00:43: wirtschaftlichen und geopolitischen Lage?
01:00:46: Jessica, zum einen haben die Anleger
01:00:47: Europa wieder entdeckt.
01:00:49: Europa ist billig gewesen.
01:00:51: Europa scheint sich jetzt auf den Weg zu
01:00:53: machen mit Konjunkturpaketen etc.
01:00:56: Die Wirtschaft ankurbeln zu wollen.
01:00:59: Das ist das eine.
01:01:00: Das andere ist dann sicherlich konkret
01:01:02: auch für den deutschen
01:01:03: Aktienindex die Maßnahmen
01:01:06: in Richtung Infrastrukturverteidigung.
01:01:08: Das sind auch die Werte, die hier
01:01:10: besonders profitieren im DAX.
01:01:12: Dazu kommen dann Industrie, Finanzwerte,
01:01:14: die natürlich auch
01:01:15: damit zu tun haben, wenn
01:01:17: wir wirklich ab 2026
01:01:20: diese Gelder ausgeben.
01:01:22: Und das fängt der Markt an, einzupreisen.
01:01:25: Also durch die momentan etwas
01:01:27: unübersichtliche Lage hindurch.
01:01:29: Wir müssen natürlich noch mit
01:01:31: Volatilitäten rechnen.
01:01:34: Jetzt gehen die Diskussion zwischen den
01:01:36: USA und China wieder los.
01:01:37: Europa gibt es auch noch keine Einigung.
01:01:39: Also da kann es immer wieder natürlich
01:01:42: dann zu Aussagen
01:01:43: kommen, die die Märkte ja auch
01:01:46: durchaus bewegen können.
01:01:47: Aber auf längere Sicht scheint es mir
01:01:49: doch so zu sein, dass
01:01:50: die Anleger wirklich auf
01:01:52: das Jahr 2026 anfangen zu gucken und da
01:01:55: relativ optimistisch sind.
01:01:56: Wir haben ja an der Wall Street einen
01:01:57: ziemlich schwachen Jahresstart gesehen.
01:01:59: Du hast gerade schon
01:01:59: gesagt, Anleger in Europa wieder.
01:02:03: Aber auch an der Wall Street steigen ja
01:02:05: die Kurse mittlerweile wieder.
01:02:07: Und es gibt ja auch ein
01:02:09: paar ganz gute Konjunkturdaten.
01:02:12: Aber es gab eben auch ein paar Zeichen
01:02:14: für eine konjunkturelle Abkühlung.
01:02:16: Wie ist denn die Lage in den USA und vor
01:02:17: allen Dingen, wie ist
01:02:18: sie an der Wall Street?
01:02:18: Ja, an der Wall Street ist sie, hast du
01:02:20: ja gesagt, nach wie vor eigentlich
01:02:23: relativ optimistisch.
01:02:24: Wir haben praktisch, also noch nicht
01:02:26: ganz, aber praktisch
01:02:27: die Verluste aus dem April
01:02:30: wieder aufgeholt.
01:02:32: Wir sind noch nicht ganz an den
01:02:33: Höchstständen des Jahres,
01:02:35: die im Februar erreicht worden
01:02:36: sind.
01:02:37: Aber insofern ist die Wall
01:02:38: Street da ganz guter Dinge.
01:02:40: Die Gewinnrevisionen, die Negativen
01:02:42: lassen auch langsam nach.
01:02:45: Also insofern, wie gesagt, ist da die
01:02:47: Stimmung gar nicht so schlecht.
01:02:48: Realwirtschaft ist
01:02:49: sie immer noch gemischt.
01:02:51: Also die Stimmungsindikatoren sind
01:02:52: deutlich schlechter als die harten Daten
01:02:55: der Arbeitsmarktbericht.
01:02:56: War jetzt überraschend gut.
01:02:58: Das hat dazu geführt, dass auch
01:03:00: Spekulationen Richtung massiven
01:03:02: Zinssenkungen der amerikanischen
01:03:04: Notenbank ein Stück wieder nachgelassen
01:03:06: haben, dass die
01:03:06: Renditen der Anleihen ein Stück
01:03:09: angestiegen sind.
01:03:10: Aber all das hat dem Aktienmarkt nichts
01:03:12: ausgemacht, der im Moment,
01:03:14: glaube ich, jede gute Nachricht
01:03:15: nimmt, um dann auch zu steigen.
01:03:18: Also es sieht so aus, dass die Wirtschaft
01:03:20: relativ schwächer
01:03:21: läuft als zuvor, aber immer
01:03:23: noch auf einem
01:03:24: einigermaßen ordentlichen Kurs ist.
01:03:27: Aber es ist schon irgendwie eine
01:03:28: merkwürdige Gemengelage, wenn
01:03:30: man sich so die politischen,
01:03:32: geopolitischen Schlagzeilen jeden Tag
01:03:34: anschaut, wenn man das
01:03:35: alles liest und dann sieht, dass
01:03:37: die Aktienkurse doch relativ stark
01:03:39: gestiegen sind in den
01:03:40: vergangenen Wochen, oder?
01:03:41: Ja, aber es ist auch viel, wie soll ich
01:03:43: denn sagen,
01:03:44: langfristige Diskussionen dabei.
01:03:46: Wir reden dann über das US-Budget
01:03:50: verbunden mit den US-Schulden.
01:03:52: Wenn ich auf die Renditen gucke, kann ich
01:03:53: nicht erkennen, dass
01:03:54: irgendjemand heute an den
01:03:56: Vereinigten Staaten
01:03:57: als Schuldner zweifelt.
01:03:59: Trotzdem gibt es Diskussionen darum, wann
01:04:01: und wie und überhaupt
01:04:02: auch mit dem Dollar.
01:04:04: Dazu gehört auch die Section 899, die ja
01:04:07: im Moment ganz
01:04:08: intensiv an den Kapitalmärkten
01:04:10: diskutiert wird.
01:04:11: Also die Fragestellung ist noch nicht
01:04:13: verabschiedet, aber die
01:04:14: Fragestellung oder der Vorschlag,
01:04:17: der in dem Big Beautiful Bill der
01:04:20: US-Regierung enthalten ist,
01:04:23: nämlich, dass US-erträge für
01:04:25: Ausländer höher besteuert werden sollen,
01:04:27: dass also diese Steuern
01:04:28: nochmal in 5% Schritten
01:04:31: demnächst steigen werden.
01:04:32: Und das führt dann eben zusammen mit
01:04:35: Schulden und mit den ganzen
01:04:36: anderen Diskussionen dazu,
01:04:37: dass man sagt, oh, wer wird denn dann
01:04:39: jemals nochmal die USA
01:04:40: finanzieren und müssen dann
01:04:42: die Renditen nicht deutlicher steigen und
01:04:44: der Dollar ganz, ganz schwach werden?
01:04:47: Also ich erwarte hier keinen Big Bang,
01:04:50: das ist alles ein
01:04:51: schleichender Prozess, der
01:04:53: stattfindet.
01:04:54: Die Renditen sind, weiß
01:04:55: Gott, nicht auf Alarmniveau.
01:04:58: Der Dollar hat etwas abgeschwächt, aber
01:05:00: nach Kaufkraftparitäten
01:05:01: müsste er wahrscheinlich
01:05:02: eher in den Mitte 20ern bis
01:05:04: sogar 1,30 stehen zum Euro.
01:05:07: Insofern ist an den Kapitalmärkten diese,
01:05:10: ja ich hätte fast gesagt,
01:05:12: Panik, die man sozusagen
01:05:15: im Nachrichtenfluss liest, ob denn die
01:05:18: USA noch
01:05:18: vertrauenswürdig wäre und ob denn noch
01:05:21: Treasuries gekauft wird, die ist an den
01:05:22: Kapitalmärkten selbst
01:05:24: tatsächlich nicht zu sehen.
01:05:25: Aber was zu sehen ist, ist, wie du es ja
01:05:27: auch schon gesagt hast,
01:05:28: dass Anleger schon ein
01:05:29: Stück weit Geld umschichten, wieder mehr
01:05:32: europäische Aktien
01:05:33: kaufen und teilweise auch
01:05:35: ein bisschen ihre Anteile, lasst man auch
01:05:36: von Foremanagern in
01:05:37: den USA leicht reduziert
01:05:39: haben.
01:05:40: Also so ein bisschen merkt man schon,
01:05:42: dass man sich ein bisschen
01:05:43: umpositioniert hat zuletzt.
01:05:45: Ja, man darf aber auch nicht vergessen,
01:05:46: Jessica, dass wir über Jahre
01:05:49: jetzt das US-Exceptionalism
01:05:52: gesprochen haben, also der
01:05:53: ausgesprochenen Besonderheit der USA.
01:05:56: Das war wirklich der
01:05:57: Hort, wo man Geld anlegte.
01:05:59: Das war der Ort der Magnificent Seven,
01:06:02: die extrem gestiegen
01:06:03: sind, ja auch zu Recht, weil
01:06:05: die Wachstumsraten sehr, sehr groß waren.
01:06:08: Und da scheint es jetzt eine gewisse
01:06:10: Normalisierung zu geben.
01:06:13: Also man sieht das an den
01:06:14: Währungsreserven, wir hatten glaube ich
01:06:15: schon mal darüber gesprochen,
01:06:17: die so leicht abnehmen, weil eben
01:06:19: auslaufende Bonds nicht
01:06:21: wieder angelegt werden.
01:06:22: Man sieht das eben daran, dass der Dollar
01:06:24: ein Stück abnimmt im
01:06:26: Wert gegenüber praktisch
01:06:28: allen anderen Währungen.
01:06:29: Man sieht es daran, dass Kapitalflüsse
01:06:31: Richtung Europa stattfinden.
01:06:33: Europa hat vorher überhaupt gar keine
01:06:35: Rolle auf der Landkarte gespielt.
01:06:37: Man ist also nur belächelt worden, wenn
01:06:39: man den Vorschlag gemacht
01:06:40: hat, doch mal in europäische
01:06:42: Aktien zu investieren.
01:06:43: Und ich würde das im Moment noch eher
01:06:46: unter dem Ruprum Normalisierung
01:06:48: thematisieren wollen,
01:06:50: aber jetzt nicht ein massiver Ausstieg
01:06:52: aus den Vereinigten Staaten.
01:06:54: Wie gesagt, ein Big Bang erwarte ich hier
01:06:56: nicht, eher ein
01:06:57: schleichenden Prozess möglicherweise
01:07:00: über die nächsten Jahre.
01:07:01: Aber das ist auch wieder sehr, sehr
01:07:03: abhängig davon, was denn die
01:07:05: US-Administration und
01:07:07: der amerikanische Präsident in den
01:07:09: nächsten Wochen und
01:07:10: Monaten entscheiden wird.
01:07:11: Was bedeutet das denn so ganz konkret,
01:07:13: wenn Investoren Geld
01:07:14: aus den USA abziehen?
01:07:16: Heißt das unbedingt dann, die Aktienkurse
01:07:19: werden fallen, die
01:07:20: Renditen von Staatsanleihen
01:07:21: steigen und was bedeutet das so für die
01:07:23: US-Wirtschaft oder ist das so ein langsam
01:07:25: schleichender Prozess,
01:07:26: dass man das gar nicht
01:07:27: richtig ablesen kann?
01:07:29: Na ja, man muss ja auf der einen Seite
01:07:30: sagen, dass die
01:07:31: US-Administration offensichtlich das
01:07:34: Ziel hat, dass genau das passiert.
01:07:36: Denn die Kehrseite einer ausgeglicheneren
01:07:39: Handelsbilanz ist natürlich
01:07:40: auch, dass weniger Geld in
01:07:42: die Vereinigten Staaten hineinfließt.
01:07:45: Also im Grunde genommen könnte die
01:07:47: US-Administration den Amerikanern auch
01:07:49: sagen, schneiden mal
01:07:50: den Gürtel enger und konsumiert weniger.
01:07:54: Das ist ungefähr das gleiche, wie zu
01:07:56: sagen, ich möchte gerne eine
01:07:57: ausgeglichene Handelsbilanz
01:07:59: haben.
01:08:00: Insofern ja ist das schon so, dass
01:08:02: natürlich geringere Flüsse
01:08:04: in die Vereinigten Staaten
01:08:05: wahrscheinlich dazu führen werden, dass
01:08:07: der Dollar etwas schwächer wird.
01:08:09: Wir rechnen auch damit, dass das in den
01:08:11: nächsten Jahren noch ein
01:08:12: Stück weitergehen kann.
01:08:13: Aber wie gesagt, die Kaufkraftparität
01:08:15: liegt auch noch etwas
01:08:17: beim schwächeren Dollar als
01:08:18: im Vergleich zu jetzt.
01:08:20: Und es kann auch dazu führen, dass die
01:08:21: Renditen ein Stück weit steigen werden.
01:08:24: Aber ich würde da noch mal keine
01:08:27: dramatischen Entwicklungen
01:08:28: sehen in den nächsten Wochen
01:08:31: an den Kapitalmärkten.
01:08:32: Das ist nach wie vor sehr ruhig.
01:08:34: Die Zinsen reagieren sehr rational auf
01:08:37: verschiedene Indikatoren, auf
01:08:40: Meldungen, die gegeben werden
01:08:43: von der
01:08:43: Realwirtschaft, von der Notenbank.
01:08:45: Und insofern scheint mir hier die
01:08:47: Diskussion intensiver zu
01:08:49: sein als das, was wir momentan
01:08:51: in den Kapitalmärkten erleben.
01:08:52: Lass uns noch mal ein
01:08:53: bisschen genauer hinschauen.
01:08:55: Deutschland oder auch Europa insgesamt
01:08:57: und der amerikanische
01:08:58: Aktienmarkt, die haben ja
01:08:59: einen ganz unterschiedlichen Banzenmix.
01:09:01: Dieses Jahr laufen sie
01:09:02: auch ziemlich unterschiedlich.
01:09:04: Was ist denn im Moment so gefragt bei
01:09:06: Anlegern nicht mehr?
01:09:07: Die Magnifesten 7, stattdessen, ich hätte
01:09:10: jetzt bei einer gesagt
01:09:11: langweilige europäische
01:09:12: Werte.
01:09:13: Also die Magnifesten 7 sind nach wie vor
01:09:15: natürlich gefragt, aber
01:09:16: nicht mehr in dem Maße, wie
01:09:17: das im Vorfeld gewesen ist.
01:09:19: Das liegt aber auch daran, dass die
01:09:20: Unterschiede in den
01:09:22: Gewinnentwicklungen nicht mehr so groß
01:09:25: sind, wie sie vorher gewesen sind.
01:09:26: Das ist, glaube ich, eine
01:09:27: relativ normale Entwicklung.
01:09:29: Dass diese extrem hohen Gewinndynamiken
01:09:34: dann irgendwann ein
01:09:35: Stück weit nachlassen.
01:09:36: Nichtsdestotrotz ist es so, dass für die
01:09:38: Magnifesten 7 immer noch
01:09:39: 15, 16 Prozent in diesem Jahr
01:09:41: erwartet werden für den restlichen S&P
01:09:44: 500, gerade mal die Hälfte.
01:09:46: Also sie wachsen immer noch stärker.
01:09:49: Aber damit erweitert sich natürlich der
01:09:52: Blick dann auch auf andere
01:09:53: Unternehmen, beispielsweise
01:09:55: Finanzwerte, beispielsweise die Industrie
01:09:58: und eben dann auch
01:09:59: Europa, wo sicherlich ja
01:10:01: nicht nur für manch ein in Europa
01:10:04: überraschend der Schwenk
01:10:06: in Deutschland kam, doch die
01:10:08: Fiskalpolitik massiv auszuweiten in die
01:10:11: Infrastruktur, in die
01:10:13: Verteidigung zu investieren.
01:10:14: Und dann sind es natürlich in Europa
01:10:16: insbesondere diese Titel,
01:10:18: die davon profitieren, dass
01:10:20: eben eine Menge Geld auf dem Tisch legt,
01:10:22: was dann in den nächsten
01:10:23: Jahren ausgegeben werden
01:10:25: soll und ja die Branchen, die dann aktiv
01:10:30: werden, ob es die
01:10:31: Industrie ist, ob es Materialien
01:10:33: sind, ob es eben die Verteidigung direkt
01:10:35: ist oder auch die
01:10:36: Finanzwerte, die profitieren
01:10:38: dann davon.
01:10:38: Und die steigen ja
01:10:39: jetzt auch schon kräftig.
01:10:40: Man sieht im DAX, wer da die
01:10:42: Spitzenreiter hier to date sind.
01:10:45: Wie läuft es denn augenblicklich in
01:10:47: Europa wirtschaftlich?
01:10:49: Die Europäische Zentralbank hat ja gerade
01:10:52: ihre
01:10:52: Wirtschaftspognosen leicht angepasst.
01:10:55: Sie sind aber nahezu unverändert.
01:10:57: Laufende Jahr mit einem Wachstum von 0,9
01:10:59: Prozent, das ist ja nicht gerade üppig.
01:11:01: Das ist absolut richtig.
01:11:03: Man darf aber auch hier nicht verkennen.
01:11:05: Die USA kommen eben von einem sehr, sehr
01:11:07: hohen Niveau mit sehr
01:11:09: starken Wachstumszahlen,
01:11:11: mit hoher Produktivität
01:11:12: ein Stück weit runter.
01:11:14: Die Europäer kommen von ganz minimalem
01:11:17: Wachstum von unten etwas nach oben.
01:11:20: Es wird also graduell besser in Europa.
01:11:23: Auch hier sehen wir
01:11:24: keine dramatischen Sprünge.
01:11:26: Wahrscheinlich wird Europa auch in diesem
01:11:27: Jahr schwächer
01:11:28: wachsen als die Vereinigten
01:11:29: Staaten, was eben vor allen Dingen an der
01:11:31: genannten Produktivität liegt.
01:11:33: Aber die Europäer kommen eben von einem
01:11:36: schwachen Stand und werden besser.
01:11:38: Und die Amerikaner kommen von einem hohen
01:11:39: Stand und werden etwas schlechter.
01:11:41: Das verbunden mit der Tatsache, dass die
01:11:43: Gelder eben doch sehr,
01:11:45: sehr stark in den Vereinigten
01:11:46: Staaten konzentriert waren, führt dann
01:11:48: dazu, dass wir einen
01:11:50: gewissen Schiff haben von den
01:11:53: USA Richtung Europa und dass Europa eben
01:11:56: in diesem Jahr
01:11:56: tatsächlich besser läuft als
01:11:58: die Vereinigten Staaten.
01:11:59: Ich finde es aber ehrlich gesagt mit
01:12:01: Blick auf den DAX, der
01:12:02: seit Anfang des Jahres ja
01:12:03: über 20 Prozent gestiegen
01:12:04: ist, was ja fenomenal ist.
01:12:06: Immer noch befremdlich, wenn ich mir
01:12:09: anschaue, was da an Zöllen
01:12:10: kommen sollte, wahrscheinlich
01:12:12: kommen wird, weil trotz aller
01:12:14: Verhandlungen die werden ja nicht
01:12:15: wegverhandelt und im
01:12:16: Augenblick aber ja nur eine Zollpause.
01:12:19: Wie groß sind die Risiken da noch?
01:12:21: Jessica, ich glaube tatsächlich, dass der
01:12:22: Markt sehr rational ist.
01:12:25: Wir haben die mit Abstand höchsten
01:12:27: Gewinnrevisionen und zwar nach
01:12:29: unten bei den Automobilwerten
01:12:32: gesehen.
01:12:34: Wir sehen niedrige Bewertungen hier.
01:12:36: Es gibt auch Abschläge im Bereich Pharma
01:12:38: natürlich, weil die
01:12:40: US-Administrationen hier
01:12:42: mit Eingriffen in den Preismechanismen
01:12:45: und oder Zöllen argumentiert.
01:12:48: Also ich glaube, dass der Markt schon
01:12:50: relativ rational ist.
01:12:51: Die Spreizung ist einfach extrem groß
01:12:54: zwischen denjenigen, die
01:12:56: strukturelle Probleme haben
01:12:57: und möglicherweise auch noch von den
01:12:59: Zöllen betroffen sind zu
01:13:01: Unternehmen oder Branchen,
01:13:03: die damit ganz gut umgehen können.
01:13:05: Und deswegen wundert mich das jetzt nicht
01:13:07: so sehr, weil wir hatten
01:13:08: ja schon drüber gesprochen.
01:13:09: Vor allen Dingen natürlich diejenigen
01:13:11: steigen, die hier von den
01:13:13: europäischen Maßnahmen positiv
01:13:15: betroffen sind und wie gesagt diejenigen,
01:13:17: die strukturellen
01:13:18: Probleme haben und auf die
01:13:20: möglicherweise auch noch Zölle oder
01:13:22: sonstige Abgaben Richtung
01:13:23: USA zukommen werden, dass
01:13:25: die eben auch in den
01:13:27: Kursen zurückbleiben.
01:13:28: Das klingt für mich als ETF-Anlegerin,
01:13:30: die ich ja bin, aber
01:13:32: jetzt gerade eher so, okay,
01:13:33: lieber mal Finger weg vom DAX ETF und auf
01:13:35: die einzelnen Branchen schauen oder einen
01:13:37: aktiv gemanagten Fall mir aussuchen,
01:13:40: damit ich wirklich die
01:13:41: richtigen Werts habe und
01:13:43: nicht die Verlierer?
01:13:44: Ja, das ist sicherlich so.
01:13:46: Wir haben eine Situation, wo der
01:13:48: amerikanische Präsident von
01:13:50: allgemeinen Zöllen, die er
01:13:52: Anfang April diskutiert hat, sie
01:13:55: mittlerweile pausiert hat,
01:13:56: wir wissen alle nicht, wie das
01:13:57: ausgehen wird, aber immer stärker
01:13:59: offensichtlich auf
01:14:00: einzelne Branchen geht.
01:14:02: Dann sind es mal die Farmerwerte, die
01:14:04: diskutiert werden, dann ist es die
01:14:06: Filmindustrie, Medien,
01:14:08: jetzt sind es
01:14:09: Flugzeuge und Flugzeugteile.
01:14:11: Also insofern gibt es da schon eine
01:14:13: relativ große Spreizung
01:14:15: und die kann man natürlich
01:14:17: als aktiver Manager dann eher ausnutzen,
01:14:20: als das mit passiven
01:14:22: ETFs möglich ist, die dann
01:14:24: den ganzen Index abbilden.
01:14:26: Auf der anderen Seite ist natürlich auch
01:14:27: das Risiko ein
01:14:29: anderes, denn oftmals weiß man
01:14:31: ja nicht im Vorhinein, was da sozusagen
01:14:34: alles über Social Media an neuen
01:14:37: Maßnahmen kommuniziert wird.
01:14:39: Du hast ja schon vorhin gesagt, dass der
01:14:41: Markt im Augenblick sehr
01:14:42: ruhig mit der Situation
01:14:44: umgeht.
01:14:45: Glaubst du, das bleibt so?
01:14:46: Weil Überraschungen haben wir genug
01:14:48: erlebt dieses Jahr und
01:14:50: ich könnte mir vorstellen,
01:14:51: da kommen noch einige hinterher, weil
01:14:53: Donald Trump ja recht
01:14:55: kreativ ist, wenn es um seine
01:14:58: Handelspolitik geht.
01:14:59: Glaubst du, wir werden noch ein paar
01:15:00: Turbulenzen erleben dieses Jahr, wir
01:15:02: müssen starke Nerven
01:15:03: haben?
01:15:04: Ja, ich glaube tatsächlich, dass die USA
01:15:06: da nicht loslassen werden.
01:15:08: Sie haben nämlich, was wir ganz am Anfang
01:15:10: ja diskutiert haben,
01:15:11: natürlich ein Schuldenthema
01:15:12: und natürlich müssen Sie gucken, dass Sie
01:15:15: von diesen extrem
01:15:16: hohen Hauswahlsdefiziten
01:15:19: herunterkommen.
01:15:19: Insofern sucht man händeringend nach
01:15:21: Einnahmen, die will man
01:15:23: generieren über Dodge und sozusagen
01:15:27: Restrukturierungen im eigenen Land mit
01:15:29: mehr oder weniger harten
01:15:31: Mitteln und die versucht
01:15:33: man eben aus dem Ausland zu bekommen,
01:15:35: indem man dann
01:15:35: argumentiert, dass Ausland würde
01:15:37: unfair handeln und man belegt dann
01:15:40: allgemeine oder auch
01:15:43: spezielle Zölle auf, um diese Gelder
01:15:46: zu erzielen.
01:15:46: Ob das gelingt, ist eine völlig andere
01:15:48: Frage, denn die USA haben nur
01:15:50: noch eine Industrieproduktion
01:15:51: von um die 10%, das heißt viele Güter
01:15:56: werden gar nicht in Amerika
01:15:57: auf absehbare Zeit produziert
01:15:59: werden können.
01:16:00: Einige wahrscheinlich ohnehin nie, weil
01:16:02: sie gar nicht
01:16:03: kostendeckend dort produziert werden
01:16:04: können und insofern werden dann diese
01:16:07: Zölle bei den
01:16:08: amerikanischen Verbrauchern landen.
01:16:09: Das scheint aber alles noch diskutiert zu
01:16:12: werden und deswegen,
01:16:14: wie gesagt, glaube ich,
01:16:15: dass wir nach wie vor damit rechnen
01:16:18: müssen, dass die Märkte
01:16:19: auch darauf negativ reagieren,
01:16:22: je nachdem was da kommt.
01:16:24: Jetzt sollen wieder die Verhandlungen mit
01:16:26: China gestartet werden.
01:16:27: China ist also überhaupt gar nicht
01:16:28: willig, irgendetwas
01:16:30: nachzugeben Richtung USA und
01:16:32: auch die Verhandlungen mit den Europäern
01:16:34: erscheinen ja, wie Trump
01:16:36: immer wieder sagt, sehr hart
01:16:37: zu sein.
01:16:39: Also es ist kein Selbstläufer, die Zeit
01:16:41: wird auch langsam eng.
01:16:43: Am 8.
01:16:44: Juli müssten im Grunde genommen die
01:16:46: Vereinbarung getroffen sein, denn dann
01:16:49: läuft diese 90-tägige
01:16:50: Pause der Zölle aus.
01:16:52: Mal schauen, ob es gelingt.
01:16:54: Mal schauen, ob es dann verlängert wird.
01:16:56: Welche Diskussionen
01:16:57: es zwischendurch gibt.
01:16:58: Also ich wäre im Grundsatz, würde ich ja
01:17:01: schon noch glauben, wäre
01:17:02: etwas vorsichtig und würde
01:17:03: noch glauben, dass wir in den nächsten
01:17:05: Wochen das ein oder andere
01:17:06: an Volatilität noch erleben
01:17:08: können.
01:17:09: Wenn gleich sie, zumindest ist das jetzt
01:17:11: die Erfahrung der
01:17:12: letzten zwei Monate, dann
01:17:14: meistens relativ kurz wirkt und
01:17:16: möglicherweise für, ja, wie
01:17:19: sagt man so schön, Beisedips,
01:17:21: also für Kaufgelegenheit sorgen kann.
01:17:23: Wunderbar.
01:17:23: Es bleibt spannend an den Märkten. Bis dahin. Vielen Dank für diese Perspektiven to go.