01:00:00: Deutsche Bank
01:00:02: präsentiert PERSPEKTIVEN To Go.
01:00:05: Ihr Audio-Podcast
01:00:06: rund um das Thema Börsen.
01:00:08: Aktuell bestimmt die Weltpolitik die
01:00:11: Nachrichtenlage und Anleger
01:00:13: agieren etwas vorsichtiger.
01:00:15: Neben den Friedensverhandlungen mit
01:00:16: Russland gibt es aber
01:00:18: noch ein weiteres Thema, das
01:00:19: die Märkte umtreibt: die Inflation.
01:00:22: Wie reagiert die US-Notenbank auf die
01:00:24: jüngsten Inflationszahlen und
01:00:27: auf jüngste Konjunkturdaten?
01:00:28: Gibt es einen Zinsschritt
01:00:30: und was wäre wenn nicht?
01:00:32: Uli Stephan von der Deutschen Bank und ich
01:00:34: sortieren die aktuelle Lage.
01:00:35: Mein Name ist Jessica Schwarzer und damit
01:00:37: herzlich willkommen zu
01:00:38: den PERSPEKTIVEN to Go.
01:00:41: Uli, bevor wir uns um Inflation und
01:00:43: Wirtschaftsdaten kümmern, das
01:00:44: Treffen von US-Präsident Donald
01:00:46: Trump und Russlands Präsident Vladimir
01:00:48: Putin ist ohne Deal
01:00:50: geändert, aber es wird weiter
01:00:52: verhandelt.
01:00:52: Mittlerweile sitzen ja auch neben dem
01:00:54: ukrainischen Präsidenten europäische
01:00:56: Staats- und Regierungschefs
01:00:57: mit am Tisch.
01:00:58: Wie reagieren die Märkte auf das alles?
01:01:01: Die Märkte haben am Freitag aus meiner
01:01:03: Sicht sehr viel mehr auf die
01:01:05: Inflationszahlen aus
01:01:06: Amerika reagiert und die Spekulationen
01:01:09: dann um die
01:01:10: amerikanische Notenbank nicht nur was
01:01:13: die Besetzung der neuen bzw. der vakanten
01:01:16: Positionen angeht,
01:01:18: sondern auch über die zukünftige
01:01:20: Geldpolitik. Und dadurch, dass die
01:01:23: Produzentenpreise etwas höher
01:01:25: waren, sind ein Stück weit
01:01:26: Zinssenkungen für
01:01:27: dieses Jahr ausgepreist worden.
01:01:29: Der Markt geht im Moment für den
01:01:31: September von 25
01:01:33: Basispunkten aus, obwohl einige Stimmen
01:01:36: ja schon von 50 gesprochen hatten.
01:01:37: Aber trotzdem gibt es ja diese
01:01:39: Schlagzeilen immer wieder zu
01:01:40: Trump, es gibt sie zu Putin,
01:01:42: es gibt sie zu den jetzigen
01:01:43: Verhandlungen, wobei wir sagen müssen,
01:01:45: wir nehmen hier gerade
01:01:45: am Montag Nachmittag auf, wir wissen noch
01:01:47: nicht, was in Washington besprochen wird,
01:01:50: besprochen wurde.
01:01:51: Trotzdem war jetzt am Montag aber schon
01:01:53: zu lesen, dass die Anleger
01:01:54: ein bisschen vorsichtiger
01:01:55: sind und erstmal
01:01:56: abwarten, was da passiert.
01:01:58: Ja, es ist ja etwas nebulös, was nun
01:02:00: wirklich besprochen
01:02:01: worden ist, ob es ein Ergebnis
01:02:03: gab oder nicht.
01:02:05: Der amerikanische Präsident sagt, dass es
01:02:07: hervorragende Gespräche
01:02:08: gewesen sind, der russische Präsident
01:02:10: stimmt dem zu, aber insgesamt ist doch
01:02:13: wenig an die
01:02:14: Öffentlichkeit gedrungen, was denn
01:02:16: nun wirklich dann besprochen worden ist
01:02:18: oder was denn dann diese
01:02:19: Ergebnisse sein sollten.
01:02:21: Ich glaube schon, dass ein
01:02:23: Friedensschluss natürlich für die
01:02:25: Ukraine, für die Menschen,
01:02:27: die dort entsetzliches Leid haben.
01:02:29: Ich las dieser Tage, dass bis zu 7000
01:02:32: Menschen am Tag sterben
01:02:34: im Moment in diesem Krieg.
01:02:36: Wäre das natürlich eine hervorragende
01:02:39: Botschaft und wir sollten
01:02:40: wirklich hoffen, dass eine
01:02:42: solche Einigung gelingen kann.
01:02:44: Ich glaube auch, dass der Markt das gut
01:02:45: heißen würde, feiern würde, das ist
01:02:47: natürlich zweitrangig
01:02:48: in diesem Fall.
01:02:49: Aber das glaube ich schon.
01:02:51: Wenn es nicht dazu kommt, wird der Markt
01:02:53: wahrscheinlich zur Tagesordnung
01:02:55: übergehen, wird sich weiterhin
01:02:56: auf die Berichtssaison, auf die
01:02:58: Unternehmensergebnisse, auf die
01:03:00: Steuerpolitik, auf die Geldpolitik
01:03:03: konzentrieren und auch da hätten wir ja
01:03:06: in den nächsten Wochen und
01:03:07: Monaten ein, so diskutiert.
01:03:08: Genau, du hast es ja
01:03:09: vorhin auch schon angesprochen.
01:03:10: Trumps Handelspolitik, da schauen
01:03:12: natürlich alle drauf, was die extrem
01:03:14: hohen Zölle, manchmal
01:03:16: aber auch Zollpausen, denn nun bedeuten
01:03:19: für die einzelnen
01:03:20: Wirtschaftsräume, für die einzelnen
01:03:21: Länder, einzelnen Branchen und da gab es
01:03:24: ja zuletzt auch einige
01:03:25: Neuigkeiten, zum Beispiel
01:03:27: aus China.
01:03:28: Ja, die Zölle sind nochmal aufgeschoben
01:03:32: worden mit der
01:03:33: Volksrepublik China, also die Amerikaner
01:03:36: dort angedroht haben.
01:03:39: Hintergrund ist wohl, dass der
01:03:41: amerikanische Präsident Donald Trump
01:03:43: unbedingt den chinesischen
01:03:45: Präsidenten Xi Jinping treffen möchte,
01:03:48: das scheint kurzfristig
01:03:49: nicht möglich zu sein,
01:03:51: also hat man diese Zollfrage noch weiter
01:03:54: nach hinten geschoben, mehr Zeit
01:03:56: gewonnen, Zuverhandlungen.
01:03:58: Es gibt ja schon Zugeständnisse
01:04:00: amerikanischer Art auf den
01:04:02: Technologiewerten beziehungsweise
01:04:05: bei Technologien, genauso auf technischen
01:04:07: Seite bei seltenen Erden,
01:04:10: aber wie gesagt vielleicht
01:04:11: bringen diese zusätzlichen Tage die
01:04:14: Möglichkeit hier einen
01:04:15: Durchbruch zu erzielen.
01:04:17: Ich persönlich bin da skeptisch, weil die
01:04:21: Amerikaner nun mal
01:04:22: nicht zulassen wollen, dass
01:04:23: die Chinesen ihnen in der gleichen Art
01:04:26: und Weise folgen
01:04:27: können, technologisch wie sie
01:04:28: es zuletzt gemacht haben.
01:04:30: Werner Plumpe, der ehemalige Professor an
01:04:33: der Goethe-Universität
01:04:34: Frankfurt hat, da ein
01:04:35: sehr interessantes Buch geschrieben, wo
01:04:37: er sagt, dass im Grunde
01:04:38: genommen die Pax Amerikaner
01:04:40: nach dem Zweiten Weltkrieg von den
01:04:42: Amerikanern aufrecht
01:04:43: erhalten wurde, sie haben die Kosten
01:04:45: ganz überwiegend davon getragen, andere
01:04:48: sind in diesem
01:04:49: Windschatten dann aufgestiegen,
01:04:51: natürlich auch die Volksrepublik China
01:04:53: und das will man eben
01:04:54: nicht mehr zulassen, zumindest
01:04:56: nicht mehr kostenlos und deswegen oder
01:04:59: unter anderem deswegen redet die
01:05:01: amerikanische Administration
01:05:02: ja auch über diese Zollfrage.
01:05:04: Aber wie gesagt, es ist verschoben, die
01:05:06: Präsidenten werden sich
01:05:07: wahrscheinlich noch in diesem
01:05:08: Jahr treffen und dann wird man sehen, wie
01:05:10: die Entwicklung weitergeht.
01:05:11: Nun ist China die zweitgrößte
01:05:13: Volkswirtschaft der Welt und
01:05:14: damit eben auch wichtig für
01:05:17: die Weltwirtschaft.
01:05:18: Zuletzt gab es schwache Konjunkturdaten,
01:05:20: das Wachstum der
01:05:21: Industrieproduktion bei, es
01:05:22: spielt zwar im Reich der Mitte viel auf
01:05:24: den 8-Monat-Tief, das
01:05:26: trübt natürlich ein Stück
01:05:27: weit schon dann auch die
01:05:28: Stimmung an den Märkten.
01:05:29: Ja absolut, Jessica, natürlich spielt
01:05:32: China hier eine ganz
01:05:33: große Rolle, nach wie vor
01:05:35: stärker im Export als im Binnenmarkt.
01:05:37: Der Binnenmarkt ist es eigentlich, der
01:05:40: schwächelt, da waren ja
01:05:42: ohnehin schon die Zahlen auch für
01:05:44: westliche Unternehmen in der jüngeren
01:05:47: Vergangenheit nicht
01:05:48: wirklich gut, wenn nicht nur an die
01:05:49: Automobilindustrie, sondern auf die
01:05:51: Absätze der deutschen
01:05:54: Autohersteller in China verweisen
01:05:56: darf.
01:05:57: Und jetzt zuletzt, du hattest es gesagt,
01:05:59: waren nicht nur die
01:06:00: Stimmungsindikatoren deutlich
01:06:02: schlechter, sondern
01:06:03: auch die harten Daten.
01:06:05: Also wenn man sich die
01:06:05: Einzelhandelsumsätze, die
01:06:07: Industrieproduktion und
01:06:08: auch die Investitionen
01:06:10: anguckt, alles ausgesprochen schwach.
01:06:13: Und man muss jetzt sehen, ich glaube,
01:06:15: dass die Chinesen noch
01:06:16: abwarten, eben wann dieses
01:06:19: Treffen zwischen den beiden Präsidenten
01:06:21: Chinas und der USA
01:06:22: stattfindet, was das Ergebnis sein
01:06:24: wird und dass man dann möglicherweise
01:06:26: weitere Maßnahmen ergreift.
01:06:28: Man hat ja schon fiskalisch das ein oder
01:06:29: andere getan, auch auf der
01:06:31: geldpolitischen Seite,
01:06:32: da hängt man ja fast in der Deflation
01:06:34: drin, also die
01:06:34: Inflation ist extrem niedrig.
01:06:36: Und insofern könnte es schon sein, dass
01:06:39: da auch in diesem Jahr noch
01:06:41: weitere Stimmulosmaßnahmen
01:06:43: fiskalischer oder
01:06:44: geldpolitischer Art kommen werden.
01:06:46: Apropos Binnenmarkt, womit wir bei den
01:06:48: USA sind, auch die Stimmung der
01:06:49: US-Konsumenten hat sich
01:06:51: im August unerwartet eingetrübt.
01:06:53: Woran lag denn das?
01:06:54: Wieder die Zölle,
01:06:55: wieder die Inflationssorge?
01:06:56: Ja, es ist natürlich schon die
01:06:58: Inflationserwartungen.
01:07:01: Wir waren doch ein ganzes Stück
01:07:02: zurückgegangen nach Umfragen der
01:07:04: Universität von Michigan,
01:07:07: die das sehr regelmäßig untersucht, also
01:07:10: nicht nur das
01:07:11: Konsumentenvertrauen, sondern
01:07:13: eben auch die Erwartungen in Inflation,
01:07:16: in die Lageentwicklung
01:07:17: und so weiter und so fort.
01:07:18: Und dieser Index war insgesamt stark
01:07:21: zurückgegangen und nochmal das lag vor
01:07:24: allen Dingen auch an
01:07:25: der Inflation und an der Lage.
01:07:26: Das ist eben auch da
01:07:27: eine Unsicherheit vorhanden.
01:07:30: Immobilien sind entsprechend teuer
01:07:33: geworden und man
01:07:34: befürchtet, dass eben die Zölle dann
01:07:36: doch am Ende den amerikanischen
01:07:38: Konsumenten treffen könnten und wie
01:07:40: gesagt die Erwartungen,
01:07:41: Anhöre, Inflation sind da und damit die
01:07:43: Stimmung insgesamt etwas schwächer.
01:07:45: Aus der US-Wirtschaft gab es noch einige
01:07:47: andere Daten, einiger hast
01:07:49: du vorhin schon kurz erwähnt,
01:07:50: Einzelhandelsumsätze,
01:07:51: Industrieproduktion, wir fielen die aus.
01:07:54: Da trübt sich das Bild auch so ein
01:07:56: bisschen ein, wieder mit Blick
01:07:57: wahrscheinlich auf die Zölle.
01:07:58: Ja, das ist absolut richtig.
01:08:00: Die Einzelhandelsumsätze sind gefallen
01:08:02: gegenüber dem vor, also
01:08:06: der Anstieg ist geringer, als
01:08:08: er zuvor gewesen ist.
01:08:09: Der war im Juni noch bei plus 0,9
01:08:13: gegenüber dem Mai und ist
01:08:14: jetzt im Juli nur noch bei 0,5.
01:08:17: Das war so erwartet worden.
01:08:19: Jetzt über den Sommer auf Monatsebene,
01:08:22: wie gesagt, die
01:08:23: Industrieproduktion war sogar
01:08:25: ein Schnaps besser als zuvor.
01:08:27: Insofern hier ein gemischtes Bild, aber
01:08:29: es sieht so aus, wir
01:08:31: hatten das ja schon diskutiert,
01:08:34: dass die Zölle insgesamt zunächst mal von
01:08:36: den Großhändlern genommen werden von den
01:08:39: amerikanischen Importeuren und
01:08:40: wahrscheinlich jetzt über das
01:08:42: Weihnachtsgeschäft, was ja
01:08:44: schon im Oktober losgeht.
01:08:46: Meine Güte so weit zippen wir schon im
01:08:48: Jahr, dass wir schon über
01:08:49: Weihnachten reden können.
01:08:50: Also ja, die Läger werden jetzt befüllt
01:08:53: für das Weihnachtsgeschäft.
01:08:54: Die waren gehen im September in die
01:08:55: Geschäfte und im
01:08:56: Oktober geht es dann los.
01:08:58: Und es ist wohl damit zu rechnen, dass
01:09:00: dann im November,
01:09:01: Dezember die Inflation sogar
01:09:02: noch mal etwas ansteigen könnte, wenn
01:09:05: denn dann die Zollkosten an die
01:09:08: Verbraucher weitergegeben werden.
01:09:10: Und viele Händler gehen ja, wir haben es
01:09:12: schon besprochen davon
01:09:12: aus, dass die US-Notenbank
01:09:14: im September die Zinsen senken wird.
01:09:16: Du auch.
01:09:17: Wie groß dürfte der Schritt ausfallen?
01:09:19: Ja, es gibt einige, vor allen Dingen der
01:09:21: Kandidaten, die auf der Liste von Trump
01:09:24: stehen, vom amerikanischen
01:09:25: Präsidenten hier nachzurücken in das
01:09:29: Board der
01:09:29: Amerikanischen Notenbank, die von 50
01:09:32: Basispunkten oder
01:09:33: sogar noch mehr sprechen.
01:09:35: Das machen sie möglicherweise, um dann
01:09:37: eben auch ausgewählt zu
01:09:38: werden vom Präsidenten.
01:09:40: Da kann man sich nie so ganz sicher sein.
01:09:42: Kleines Bewerbungsgespräch.
01:09:44: Aber das wäre schon eine Überraschung,
01:09:46: wenn es 50 Basispunkte sein würden.
01:09:49: Denn wie gesagt, die amerikanische
01:09:51: Notenbank hat
01:09:51: wahrscheinlich richtig reagiert, als sie
01:09:54: noch zugewartet hat, weil eben die Zölle
01:09:57: natürlich noch gar nicht wirken.
01:09:59: Sie sind ja jetzt erst wirklich aktuell
01:10:02: seit August und sie
01:10:03: werden sich natürlich dann
01:10:04: erst in den nächsten Wochen und Monaten
01:10:06: in die Preise hinein fressen.
01:10:08: Sie sind auch zuerst von den
01:10:09: Importeuren genommen worden.
01:10:11: Also von daher war es richtig, glaube
01:10:13: ich, zuerst mal zu warten.
01:10:15: Jerome Powell wird ja am Ende der Woche
01:10:17: eine Rede in Jackson Hall halten.
01:10:19: Ich würde hier nichts Weltbewegendes
01:10:21: erwarten, obwohl es
01:10:22: wahrscheinlich seine letzte Rede
01:10:24: in Jackson Hall als
01:10:26: Notenbank-Gouverneur sein wird.
01:10:28: Er bleibt ja im FOMC erhalten.
01:10:31: Also im Board, ja.
01:10:32: Genau, das wissen glaube ich viele.
01:10:33: Also im Geldpolitischen Rat bleibt er
01:10:35: drin, aber nicht mehr eben
01:10:36: als Chairman, wenn Donald
01:10:38: Trump und so sieht es ja nun sehr aus,
01:10:40: ihn nicht da weiter
01:10:41: installiert, sondern ersetzen
01:10:42: wird.
01:10:43: Aber trotzdem, wie gesagt, würde ich da
01:10:45: nicht jetzt Großes erwarten.
01:10:47: Er hat, meine ich, immer großes
01:10:49: diplomatisches Geschick bewiesen, hat
01:10:51: hier sämtliche politischen
01:10:52: Aussagen vermieden.
01:10:53: Das wird er auch weiterhin tun.
01:10:55: Und insofern glaube ich, dass die Märkte
01:10:57: da relativ realistisch
01:10:58: mit umgehen, wenn sie
01:10:59: 25 Basispunkte, also 0,25 Prozent Senkung
01:11:03: im September erwarten.
01:11:05: Denkst du, dass diese anhaltenden
01:11:06: Spekulationen auf eine solche
01:11:08: Lockerung der US-Geldpolitik
01:11:11: den Aktienmarkten vielleicht in den
01:11:12: nächsten Wochen nochmal
01:11:13: ein bisschen Rückenwind geben
01:11:14: könnten?
01:11:15: Ja, das ist sicherlich richtig.
01:11:16: Also wenn die Zinsen fallen, dann dürfte
01:11:19: das für die Aktien unterm Strich positiv
01:11:21: sein.
01:11:22: Wir sehen aber jetzt auch wieder in der
01:11:24: Berichtssaison, dass der Aktienmarkt
01:11:26: nicht der Aktienmarkt
01:11:27: ist.
01:11:28: Es ist im Grunde genommen wieder Big
01:11:30: Tech, was hier läuft.
01:11:32: Die Magnificent Seven, da war ja ein
01:11:35: Unternehmen, was Autos baut,
01:11:36: nicht ganz so doll, hat aber
01:11:38: trotzdem im zweiten Quartal wieder 22
01:11:41: Prozent plus bei den Gewinnen gebracht.
01:11:43: Der Rest des S&P 500 dann 9 Prozent
01:11:46: insgesamt waren es fürs
01:11:48: zweite Quartal, ungefähr 13
01:11:50: Prozent.
01:11:51: Also man sieht, dass hier Big Tech wieder
01:11:53: das Maß aller Dinge ist.
01:11:54: Das sind die Unternehmen, die am meisten
01:11:56: steigenden Markt
01:11:57: insgesamt nach oben ziehen.
01:12:00: Dazu kommen dann noch Banken,
01:12:02: Communication Services und die Industrie.
01:12:05: Aber wie gesagt, das sind ganz
01:12:06: überwiegend diese
01:12:07: Technologiewerte, die das machen.
01:12:10: Und ja, insofern differenziert, glaube
01:12:12: ich, der Markt hier schon sehr stark aus.
01:12:14: Und diejenigen, die natürlich dann
01:12:16: zinsabhängiger sind, weil sie größere
01:12:19: Gewinne in der Zukunft
01:12:20: haben, die eben dann mit einem kleineren
01:12:21: Diskonserts auf den heutigen Tag abgezint
01:12:24: werden, die profitieren
01:12:26: eben dann in besonderer
01:12:27: Weise nochmal von Zinssenkung.
01:12:28: Nun haben wir den S&P 500, einen Nasdaq
01:12:30: 100 oder auch den DAX,
01:12:32: die wirklich ja knapp unter
01:12:33: ihren Rekordhochst notieren.
01:12:35: Ich habe am Wochenende in einem
01:12:36: Newsletter und der kann
01:12:37: nicht von einem Crashpropheten,
01:12:39: sondern von einer renommierten deutschen
01:12:41: Wirtschaftszeitung, die
01:12:42: wir beide sehr gut kennen.
01:12:44: Also in diesem Newsletter habe ich am
01:12:45: Wochenende gelesen von
01:12:46: einem Tanz auf dem Vulkan, von
01:12:49: einer seltsamen Gelassenheit der Märkte.
01:12:53: Teilst du das?
01:12:54: Oder ist das irgendwie einfach nur ein
01:12:56: mulmiges Gefühl eines Journalisten?
01:12:59: Also ich werde das immer wieder gefragt,
01:13:01: zuletzt auch von der Frankfurter
01:13:03: Allgemeinen Zeitung,
01:13:04: wo ich ein Interview geben durfte.
01:13:06: Und ja, natürlich haben wir ausreichend
01:13:09: Probleme zu diskutieren,
01:13:10: die auch gelöst werden müssen.
01:13:12: Wir sprachen ja schon über das Treffen,
01:13:14: was auch heute wieder in
01:13:15: Washington stattfindet,
01:13:17: zur geopolitischen Lage, über die
01:13:19: Notenbanken, über die
01:13:20: Konjunktur, dass die Bundesregierung
01:13:22: auf der wirtschaftspolitischen Seite
01:13:24: immer noch ein wenig
01:13:25: zögerlich ist und es mal vorsichtig
01:13:27: auszudrücken.
01:13:28: Also diese Sachen sind
01:13:30: sicherlich alle richtig.
01:13:31: Auf der anderen Seite aber guckt der
01:13:33: Markt natürlich dann auf das Jahr 2026.
01:13:37: Man erwartet hier mehr Fiskalprogramme,
01:13:40: insbesondere in Europa, aber auch in den
01:13:42: Vereinigten Staaten,
01:13:43: dass die Steuersenkungen spürbar werden,
01:13:47: Deregulierungen spürbar werden, also
01:13:49: unterm Strich, wir möglicher
01:13:51: Weise mehr Wachstum sehen werden in 2026
01:13:56: und natürlich die
01:13:58: Unternehmen einfach liefern.
01:13:59: Also Sie haben jetzt, ich hatte das ja
01:14:01: gerade angesprochen, im
01:14:01: zweiten Quartal hervorragend
01:14:04: abgeliefert, vor allen Dingen in den
01:14:05: Staaten von Amerika.
01:14:08: In Europa war es deutlich moderater,
01:14:10: obwohl auch die
01:14:11: Überraschungen, also gegenüber den
01:14:13: Erwartungen der Analysten auch Europa
01:14:16: recht ordentlich war.
01:14:17: Vor diesem Hintergrund werden die
01:14:20: Gewinnerentwicklungen in 2026, 2027
01:14:23: besser erwartet, als sie das
01:14:25: in 2025 sind und wie gesagt, also diese
01:14:29: Besserung nach vorne,
01:14:30: diese bessere Konjunktur, diese
01:14:32: höheren Gewinne bei den Unternehmen, das
01:14:35: ist das, was der Markt
01:14:36: glaube ich im Moment einpreist,
01:14:38: guckt ein bisschen durch das aktuelle
01:14:42: Nebel hindurch und
01:14:43: preist eben Richtung 2026,
01:14:46: das muss ich sozusagen als Disclaimer
01:14:49: noch einbauen, man
01:14:50: natürlich sagen muss, dass
01:14:51: die Bewertungen
01:14:52: relativ ambitioniert sind.
01:14:54: Aber nochmal, auch hier ist es sehr, sehr
01:14:57: differenziert, der
01:14:58: Markt geht recht rational,
01:15:01: nicht radikal, rational mit den Dingen um
01:15:03: und hat
01:15:04: beispielsweise bei den Automobilien
01:15:06: die Gewinnerwartungen ja um 30 Prozent
01:15:08: zurückgenommen, wo er
01:15:09: entgegen er sie bei Technologie
01:15:11: oder bei Finanzen eher angehoben hat.
01:15:13: Trotzdem werden ja diese Zölle irgendwann
01:15:15: auf die Gewinne
01:15:16: durchschlagen, das hast du
01:15:16: vorhin ja auch gesagt, das könnte
01:15:18: vielleicht jetzt schon im
01:15:19: dritten Quartal kommen, das
01:15:20: dann erleben wir vielleicht so ein
01:15:21: bisschen eine Stunde der
01:15:22: Wahrheit, vielleicht auch
01:15:23: erst im vierten.
01:15:24: Und trotzdem glaubt man, dass nächstes
01:15:26: und übernächstes Jahr
01:15:27: die Gewinne weiter sprudeln
01:15:28: werden, ich kann mir das nicht so richtig
01:15:29: vorstellen angesichts
01:15:30: der Zollsätze, die da
01:15:33: mit unterdiskutiert werden oder auch
01:15:35: schon verhängt worden sind.
01:15:36: Also ich glaube, da hast du mich nicht
01:15:37: ganz richtig verstanden,
01:15:39: aber ich habe mich unglücklich
01:15:40: ausgedrückt.
01:15:41: Ich glaube ja, das ist ein Großteil der
01:15:43: Zölle vom
01:15:44: amerikanischen Konsumenten und nicht
01:15:46: von den Unternehmen bezahlt werden.
01:15:48: Aber die haben dann auch
01:15:49: weniger Geld um zu konsumieren?
01:15:51: Ja, absolut.
01:15:51: Und deine zahlt die Rechnung?
01:15:53: Ja, absolut.
01:15:53: Aber sie kriegen es dann sozusagen über
01:15:55: Steuersenkungen wieder ausgeglichen.
01:15:58: Man muss natürlich auch, wenn man über
01:15:59: Importe in den USA redet,
01:16:01: dann den Dollar noch mit
01:16:02: im Blick haben.
01:16:03: Was ich sagen wollte ist, dass eine
01:16:05: bedeutende amerikanische Bank letzte
01:16:07: Woche war es, glaube
01:16:08: ich, gesagt hat, dass gut zwei Drittel
01:16:11: dieser Zölle vom amerikanischen
01:16:13: Konsumenten getragen
01:16:15: werden müssen.
01:16:16: Diese Bank hat sich dann auch einen
01:16:18: Aufruf des amerikanischen
01:16:20: Präsidenten dafür gehandelt.
01:16:22: Aber das kann schon sein.
01:16:24: Also dass ein Teil natürlich bei den
01:16:26: Exporteuren rund um den
01:16:28: Globus hängen bleibt, auf deren
01:16:30: Margen gehen, die werden wahrscheinlich
01:16:32: dann versuchen, die
01:16:34: Kosten über andere, weitere
01:16:37: Produkte, andere Regionen weiterzugeben,
01:16:40: sodass sie die Margen
01:16:41: versuchen zu halten.
01:16:42: Die Importeure werden wahrscheinlich ein
01:16:44: bisschen was nehmen.
01:16:45: Und wie gesagt, nach den meisten Analysen
01:16:48: momentan geht man davon
01:16:50: aus, dass der Großteil
01:16:52: von den amerikanischen Konsumenten
01:16:54: getragen werden muss.
01:16:55: Wie stelle ich mich jetzt auf für die
01:16:56: nächsten Wochen, für die
01:16:57: nächsten Monate, für die
01:16:59: nächsten Jahre?
01:17:00: Ja, ich wäre gar nicht so entsetzlich
01:17:02: pessimistisch, wie ich das
01:17:04: vorhin schon gesagt habe, mit
01:17:05: Zöllen auf 2026.
01:17:07: Es können immer Unfälle passieren.
01:17:10: Wir haben jetzt wieder Washington, wir
01:17:12: haben die Notenbanken, die tagen werden.
01:17:14: Mal gucken, welche Aussagen es gibt und
01:17:17: wie dann die Maßnahmen
01:17:18: nach vorne hin aussehen
01:17:20: werden.
01:17:21: Wir haben auch nach wie vor
01:17:22: natürlich die Zoll-Diskussion.
01:17:24: Wir hören ja oder der amerikanische
01:17:25: Präsident hört ja nicht,
01:17:27: weil den allgemeinen Zöllen
01:17:28: auf, sondern belegt auch immer wieder
01:17:30: einzelne Sektoren dann mit Zöllen.
01:17:32: Wir haben jetzt schon einen Anstieg von
01:17:33: ungefähr 2%, die es noch
01:17:36: Joe Biden's Zeiten gab, auf
01:17:40: über 15%.
01:17:42: Und wenn jetzt Sektorale Zölle
01:17:44: dazukommen, Farmerprodukte, Chips usw.
01:17:49: Dann kann das noch
01:17:50: weiter nach oben gehen.
01:17:51: Und das führt natürlich immer zu
01:17:52: ineffizienzend zu anderen
01:17:54: Produktionsumwägen, Lieferketten
01:17:57: usw.
01:17:58: Also deswegen würde ich im Moment noch
01:18:00: nicht mein ganzes Geld
01:18:01: auf Aktien investieren.
01:18:04: Wir sind allerdings etwas zu vorsichtig,
01:18:07: muss man schon fast
01:18:07: sagen, gewesen nach der
01:18:10: Rücknahme oder dem Verschieben der Zölle
01:18:14: seit April haben da ein wenig Performance
01:18:18: auf der Straße liegen gelassen.
01:18:19: Dazu kostet natürlich immer der Dollar,
01:18:21: da muss man auch ein
01:18:21: Auge drauf haben, gerade
01:18:23: wenn man in Amerika investiert.
01:18:25: Aber wie gesagt, nach vorne kann es immer
01:18:28: mal eine Korrektur geben.
01:18:29: Ich glaube aber, dass die Märkte in 12
01:18:31: Monaten höher stehen werden als heute,
01:18:33: weil die Unternehmen
01:18:34: liefern und weil wir eine
01:18:36: bessere Konjunktur sehen.
01:18:37: Und dann würde ich mich vor allen Dingen
01:18:38: konzentrieren auf
01:18:40: Europa mit Industrie und
01:18:43: Dingen, die wir eben brauchen, um dann
01:18:45: auch die Infrastruktur etc. auszubauen.
01:18:49: Vielleicht gibt es ja auch einen Frieden,
01:18:51: hoffentlich gibt es einen
01:18:52: Frieden mit der Ukraine.
01:18:53: Da müssen wir sicherlich auch sehr
01:18:56: deutliche Beträge investiert werden.
01:18:59: Und in den Vereinigten Staaten sind es
01:19:00: eben nach wie vor die Digital Earnings.
01:19:02: Ich glaube, dass wir ganz am Anfang
01:19:03: künstlichen Intelligenz
01:19:04: stehen, dass wir da noch eine
01:19:07: Revolution erleben werden.
01:19:09: Und insofern wäre ich im Moment neutral,
01:19:12: vielleicht ein bisschen drüber, will hier
01:19:14: auch keine Vorratsbeschlüsse
01:19:16: fassen, würde aber nach vorne hin
01:19:17: wahrscheinlich dann doch übergewichtet in
01:19:21: das Vertequatal hineingehen.
01:19:22: Da ist er wieder der reinische
01:19:24: Optimismus, der uns
01:19:25: Anlegerinnen und Anleger so gut tut.
01:19:27: Vielen lieben Dank, lieber Uli.