PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast

PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast

Transkript

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01:00:00: Der August war ein etwas zäher Monat. Wie

01:00:12: immer haben Börsianer die Handelspolitik

01:00:14: von US-Präsident Donald Trump und seine

01:00:16: Zölle umgetrieben. Auch die

01:00:17: Geldpolitik der Notenbanken

01:00:19: war und ist Thema. Wie geht es weiter?

01:00:22: Denn nun ist September

01:00:23: traditionell einer der

01:00:25: schwächeren Börsenmonate. Uli Stephan von

01:00:27: der Deutschen Bank

01:00:28: ordnet die Lage mit mir

01:00:30: gemeinsam. Mein Name ist Jessica

01:00:32: Schwarzer. Damit herzlich

01:00:33: willkommen zu den Perspektiven.

01:00:35: Uli, ich lese aktuell viel von einer

01:00:38: möglichen Herbstkorrektur.

01:00:39: Und das nicht nur in Social

01:00:41: Media, sondern auch in der ein oder

01:00:43: anderen renommierten

01:00:44: Zeitung in einigen Magazinen.

01:00:46: Ist da was dran? Ja, die Börsen sind

01:00:47: sicherlich nicht preiswert bewertet, auch

01:00:50: nicht im historischen

01:00:51: Kontext. Wir haben eine deutliche Rallye

01:00:54: gesehen, seitdem die Zölle

01:00:57: im April ausgesetzt worden

01:00:59: waren und dann auf einem niedrigeren

01:01:02: Niveau, als sie zunächst Anfang April

01:01:05: angegeben worden sind,

01:01:07: wieder eingeführt wurden. Vor allen

01:01:08: Dingen hat das dann auch bei

01:01:10: Sektoren, die bisher nicht so

01:01:13: gut gelaufen sind, wie beispielsweise

01:01:14: Medizin, Pharma, zu einer

01:01:17: gewissen Entlastung geführt,

01:01:19: weil es jetzt zumindest eine Sicherheit

01:01:20: gibt. Man muss aber immer

01:01:22: vorsichtig sein, wenn man

01:01:23: Korrekturen oder ähnliches

01:01:25: prognostiziert, denn man muss ja dann ein

01:01:29: Preismodell im Kopf haben und

01:01:31: man muss also glauben, dass man es besser

01:01:34: weiß als der Markt. Von

01:01:36: daher würde ich eher gucken,

01:01:38: was kann denn in Zukunft passieren und

01:01:39: eine solche Korrektur

01:01:40: auslösen. Und da haben wir natürlich

01:01:42: ein paar Verdächtige, die da vorhanden

01:01:45: sind. Wir haben die

01:01:46: Diskussion um die Notenbanken,

01:01:48: wir haben die Berichtssaison, die ja dann

01:01:50: im Oktober wieder

01:01:52: anfängt und wo es bei dem

01:01:54: ein oder anderen Unternehmen sicherlich

01:01:56: Zweifel gibt. Wir haben

01:01:57: möglicherweise eine höhere

01:01:58: Inflation durch die Zölle. Also ich will

01:02:01: sagen nur eine kleine Auswahl von

01:02:04: möglichen Kandidaten

01:02:06: hier, die eine Korrektur auslösen können.

01:02:08: Weitere Kandidaten, von

01:02:10: denen ich auch gelesen

01:02:11: habe, waren die Angst vor ausuferenden

01:02:12: Staatsschulden in den USA, aber nicht nur

01:02:14: dort. Da sind wir dann

01:02:15: wahrscheinlich auch wieder im Grunde bei

01:02:16: der Notenbankpolitik und dann

01:02:18: eben auch ein Korrekturbedarf

01:02:20: bei amerikanischen Tech-Aktien. Ja, die

01:02:22: Fiskalpolitik ist natürlich nicht

01:02:24: unbekannt für die Märkte,

01:02:26: vor allen Dingen den Vereinigten Staaten.

01:02:28: Wissen wir das mit dem

01:02:29: One Big Beautiful Bill,

01:02:31: die US-Schulden, sehr wahrscheinlich

01:02:33: Richtung beziehungsweise

01:02:35: über 40 Billionen US-Dollar

01:02:38: laufen werden. Wir haben auch fiskalische

01:02:40: Programme in Deutschland,

01:02:42: die natürlich auf einem sehr

01:02:43: viel niedrigeren Niveau stattfinden, aber

01:02:46: auch hier die Verschuldung etwas nach

01:02:48: oben schieben werden

01:02:49: für die Bundesrepublik, der mit könnte

01:02:50: natürlich auch in Europa wieder

01:02:52: Diskussionen aufkommen,

01:02:54: wenn sozusagen der in Anführungs- und

01:02:56: Stabilitätsanker in Europa auch die

01:02:59: fiskalischen Schleusen aufmacht.

01:03:01: Und wir haben natürlich die Diskussion um

01:03:04: Frankreich im Moment, wo ja der

01:03:07: Premierminister aufgrund

01:03:09: der nicht akzeptierten Sparmaßnahmen oder

01:03:13: bisher nicht

01:03:14: akzeptierten Sparmaßnahmen der

01:03:16: Opposition eine Vertrauensfrage stellen

01:03:19: wird. Also ja, die

01:03:20: Fiskalpolitik ist natürlich immer ein

01:03:23: Thema und insofern kann auch das dann

01:03:26: nochmal zu Irritationen

01:03:27: an den Börsen führen. Haben

01:03:29: denn auf diese ganzen Diskussionen, auf

01:03:30: diese ganzen Ängste, die da

01:03:32: im Moment diskutiert werden,

01:03:33: vielleicht die Bondmärkte, also

01:03:35: Anleihemärkte, schon reagiert?

01:03:37: Ja, auf der Sovereign-Seite sind

01:03:38: die Zinsen in Europa ein bisschen

01:03:40: gestiegen. Das kann man nicht von der

01:03:42: Hand weisen, Bunds und aber

01:03:44: auch OATs in Frankreich, also die

01:03:45: französischen Staatsanleihen, die sich

01:03:48: sehr stark, vor allen

01:03:49: Dingen italienischen nähern, bei um die

01:03:52: 3,5 Prozent Rendite im

01:03:55: Moment. Also da ist es ein bisschen

01:03:57: nach oben gegangen, aber nichts

01:03:58: gravierendes. Also man sieht hier nicht,

01:04:00: dass da irgendwelche

01:04:01: Extremfälle sind, überhaupt gar nicht zu

01:04:03: vergleichen mit der

01:04:05: Finanzkrise vor 15 Jahren,

01:04:07: sondern sehr moderat und möglicherweise

01:04:10: eben im Zusammenhang mit diesen höheren

01:04:12: fiskalischen Ausgaben. Auf der Seite der

01:04:14: Corporate Bonds im

01:04:15: Gegensatz sind die Spreads extrem

01:04:17: zusammengelaufen, sowohl im Bereich

01:04:20: Investment Grade, der sehr

01:04:21: guten Bonitäten, wie auch der

01:04:22: schlechten Bonitäten. Da würde ich sagen,

01:04:26: signalisiert der Markt

01:04:26: überhaupt keinen Stress.

01:04:28: Ich finde über Südeuropa könnten wir in

01:04:30: der nächsten Woche noch

01:04:31: mal detaillierter sprechen,

01:04:32: super spannendes Thema im Moment. Schauen

01:04:35: wir mal kurz auf den DAX,

01:04:36: der läuft ja weiterhin ganz

01:04:38: gut, wenn auch etwas der Schwung raus ist

01:04:40: und beobacht das Sehen, da gewisse

01:04:43: Ermüdungsscheinungen

01:04:44: kriegt er noch mal ein bisschen, nimmt er

01:04:46: noch mal ein bisschen Fahrt

01:04:47: auf, wenn dann nun endlich

01:04:49: der Herbst der Reformen, oder wie das so

01:04:52: schön heißt, bei der

01:04:52: Bundesregierung startet.

01:04:54: Naja, ich glaube, dass das eher Themen

01:04:56: dann tatsächlich für den

01:04:57: MDAX oder vielleicht sogar

01:04:58: den SDAX sind. Wir erleben ja seit drei

01:05:02: Jahren jetzt ein, sagen wir

01:05:03: mal, sehr niedriges Wachstum

01:05:05: in der Bundesrepublik Deutschland und

01:05:07: trotzdem ist der deutsche Aktienindex ja

01:05:10: sehr stark gestiegen,

01:05:11: nicht nur in diesem Jahr, sondern auch im

01:05:12: letzten Jahr und da sieht

01:05:13: man, dass dieser direkte

01:05:15: Zusammenhang zwischen der

01:05:17: volkswirtschaftlichen Entwicklung und den

01:05:19: Aktienkursen nicht vorhanden

01:05:20: ist. Für den DAX kommt es viel mehr auf

01:05:22: die Weltkonjunktur an, kommt es auf

01:05:25: China, kommt es auf die USA an.

01:05:26: Ich glaube, 80 Prozent der Umsätze machen

01:05:28: die DAX-Konzerne, oder

01:05:29: ein bisschen mehr sogar, im

01:05:30: Ausland, richtig? Ja, das ist absolut

01:05:32: korrekt. Es sind, ich

01:05:33: meine, 84 Prozent, die dort im

01:05:35: Durchschnitt, das ist natürlich sehr

01:05:36: unterschiedlich wiederum von Unternehmen

01:05:38: zu Unternehmen. Aber ja,

01:05:40: so ist es. Dazu gehört natürlich auch

01:05:42: dann das europäische Ausland und wie

01:05:44: gesagt, das sind die

01:05:45: wichtigeren Faktoren für den deutschen

01:05:47: Aktienindex. Insofern muss

01:05:48: man auf die Weltkonjunktur ein

01:05:49: Stück mehr gucken und auf die Branchen

01:05:51: und wie sie denn dann jetzt mit den

01:05:53: Zöllen umgehen können

01:05:54: oder auch nicht, wenn man eine Prognose

01:05:56: zum deutschen

01:05:57: Aktienindex machen möchte. Aber ab

01:05:58: pro Branchen, so ein paar Superstars der

01:06:01: vergangenen Monate mussten

01:06:03: kleinere oder größere Rücksetzer

01:06:05: hinnehmen zuletzt zum Beispiel

01:06:06: Bankaktien. Sind das nur Gewinnmitnahmen

01:06:08: oder braut sich da was zusammen?

01:06:10: Ja, ich glaube, dass das tatsächlich mit

01:06:11: der französischen Situation

01:06:13: zusammenhängt, wenn ein

01:06:15: Staat, wenn diskutiert wird und wir sehen

01:06:17: hier keine, also überhaupt gar kein

01:06:19: Vergleich zur Finanzkrise,

01:06:21: aber mal schauen, wie denn diese

01:06:23: Vertrauensabstimmung dann nächste Woche

01:06:26: ausgeht und was denn dann

01:06:27: als nächstes passiert, ob es Neuwahlen

01:06:30: zum Parlament gibt oder ob

01:06:31: es einen neuen Premierminister

01:06:33: geben wird, der möglicherweise mit

01:06:35: besseren Argumenten dann auch

01:06:37: Oppositionsparteien dazu

01:06:39: überreden kann, dem neuen Haushalt

01:06:42: zuzustimmen. Also das wissen wir alles

01:06:44: noch nicht und werden

01:06:45: wir natürlich sehen. Aber das wie gesagt

01:06:48: mit den Erfahrungen, die

01:06:49: wir da damals gemacht haben,

01:06:51: führt dann dazu, dass die Bankaktien, die

01:06:54: ja sehr, sehr gut gestiegen

01:06:55: sind, jetzt ein paar Gewinne

01:06:57: mitnehmen bzw. die Investoren sagen, ach

01:07:00: komm, bevor da irgendwo

01:07:02: ein Risiko ist, nehme ich mal

01:07:03: Gewinne mit und die Sache beruhigt sich

01:07:06: ein bisschen. Also da

01:07:08: würde ich auch noch keine Panik

01:07:09: oder sowas ausrufen, sondern würde sagen,

01:07:12: das ist eine relativ normale Entwicklung.

01:07:14: Schauen wir auf die größte

01:07:15: Volkswirtschaft der Welt, die

01:07:16: USA. Es hat Zahlen zum zweiten

01:07:19: Quartal gegeben, die US-Wirtschaft ist

01:07:21: 3,3 Prozent gewachsen,

01:07:23: trotzdem ziehen aber da auch

01:07:25: schon kleinere Wölkchen auf. Wie steht es

01:07:28: um die US-Wirtschaft, vor

01:07:30: allem auch mit Blick nach vorne?

01:07:31: Ja, wir kriegen ja noch den

01:07:32: Arbeitsmarktbericht.

01:07:33: Ich glaube, der ist sehr entscheidend für

01:07:35: die Fragestellung, ob

01:07:36: die amerikanische Not

01:07:37: Bank und wie viel Sie und wann Sie die

01:07:40: Zinsen senken wird? Ich

01:07:41: glaube, dass das passieren wird

01:07:43: Mitte September um 25 Basispunktische und

01:07:46: Powell hatte in Jackson Hole

01:07:48: hier die Tür aufgemacht,

01:07:50: weil eben die Wirtschaft ja immer noch

01:07:53: relativ stark wächst. Aber

01:07:55: man darf nicht vergessen,

01:07:56: die Zölle kommen natürlich jetzt erst

01:07:59: wirklich zur Wirkung im

01:08:00: dritten Quartal. Wir werden

01:08:02: wahrscheinlich eine etwas höhere

01:08:03: Inflation haben. Die PCE, also das

01:08:06: breitere Maß für die Inflation,

01:08:09: ist auch leicht gestiegen, zumindest in

01:08:11: der Kernrate. Das Uni Michigan

01:08:13: Konsumentenvertrauen ist deutlicher

01:08:15: zurückgegangen, in der Erwartung eben,

01:08:18: dass die Preise steigen werden und

01:08:20: insofern kann es schon

01:08:21: sein, dass die Zölle zu einer

01:08:24: Verlangsamung der amerikanischen Dynamik,

01:08:27: wirtschaftlichen Dynamik

01:08:28: führen werden und dass die amerikanische

01:08:31: Notenbank dann eben auch die Zinsen

01:08:33: senken wird. Ich habe

01:08:33: gelesen, dass für das dritte Quartal, je

01:08:35: nachdem, wie man fragte,

01:08:36: die Erwartungen im Bereich von

01:08:38: 2 bis 2,5 Prozent pendeln und das gesamte

01:08:42: Jahr werden dann noch so

01:08:43: knapp 2 Prozent erwartet. Das

01:08:46: ist schon ein deutlicher Dämpfer für die

01:08:48: US-Wirtschaft, oder? Ja, ich

01:08:49: denke schon, dass es unter 2

01:08:50: Prozent liegen wird. Wir haben ja ein

01:08:53: wirklich nicht gutes erstes Quartal

01:08:55: gehabt mit viel Unsicherheit,

01:08:56: Vorzugseffekten, vielen Importen. Das ist

01:08:58: dann sozusagen

01:08:59: ausgeglichen worden im 2. Quartal,

01:09:02: deswegen muss man etwas vorsichtig sein

01:09:03: mit den konkreten

01:09:05: Quartalszahlen. Aber nach vorne,

01:09:07: nochmal, werden die Zölle jetzt wirken?

01:09:10: Die Preise, die höheren

01:09:11: Preise, also die Zölle,

01:09:12: werden im Moment von den amerikanischen

01:09:14: Importeuren geschluckt. Die

01:09:16: werden die aber irgendwann

01:09:17: weitergeben an die Konsumenten und

01:09:19: nochmal. Dann kostet das

01:09:21: Kaufkraft. Wir wissen alle,

01:09:22: dass der Konsument in Amerika derjenige

01:09:24: ist, der ganz maßgeblich die

01:09:27: Volkswirtschaft nach oben

01:09:28: treibt. Und wenn hier Kaufkraft Verluste

01:09:30: drohen, höhere Inflation,

01:09:32: dann ist das möglicherweise

01:09:34: verbunden mit einem etwas schwächeren

01:09:36: Arbeitsmarkt auch das Signal

01:09:38: für die Fed zu senken, weil

01:09:41: eben die Wirtschaft etwas schwächer

01:09:43: wachsen könnte. Du hast

01:09:44: gerade schon das Notenbank

01:09:45: treffend in Jackson Hole angekündigt. Das

01:09:47: ist ja so eine Tradition

01:09:49: immer im späten August. Gab's

01:09:52: da noch andere Impulse, andere

01:09:54: Nachrichten, die spannend waren außer

01:09:56: eben, dass Jerome Powell die

01:09:58: Zinssenkung angekündigt oder in Aussicht

01:10:01: gestellt hat? Also der Markt hat

01:10:03: sicherlich ganz maßgeblich

01:10:04: über Jerome Powell diskutiert. Ja auch,

01:10:07: weil die amerikanische

01:10:09: Administration, also nicht nur der

01:10:10: Präsident selbst, sondern auch in seinem

01:10:13: Umfeld über die Geldpolitik

01:10:14: diskutiert wird, hier immer

01:10:16: wieder Vorschläge kommen, sowohl was die

01:10:19: Zinsen selbst angeht, aber

01:10:20: auch was das Personal angeht.

01:10:23: Und insofern war das sicherlich der ganz

01:10:26: gravierende, der ganz

01:10:27: entscheidende Beitrag, der viel

01:10:30: öffentliche Wahrnehmung genossen hat vor

01:10:33: dem Hintergrund, dass

01:10:34: eben die US-Administration

01:10:36: auf Zinssenkungen setzt und der

01:10:40: Notenbank-Gouverneur jetzt

01:10:42: erstmalig die Tür aufgemacht hat,

01:10:44: dass es eben auch im September zu diesen

01:10:46: Zinssenkungen kommen kann.

01:10:48: Zinssenkungen heißen ja an

01:10:49: den Bondmärkten, dass auch die Renditen

01:10:51: fallen. Wie haben denn die Märkte

01:10:55: unmittelbar darauf reagiert

01:10:56: und was bekomme ich jetzt noch für

01:10:58: amerikanische Staatsanleihen, die

01:11:00: sogenannten US-Treasuries?

01:11:01: Also Jessica, man muss ein bisschen

01:11:02: vorsichtig sein. Die Notenbank beherrscht

01:11:05: eben typischerweise,

01:11:06: es sei denn, sie macht

01:11:07: Offenmarktoperationen, also kauft oder

01:11:10: verkauft, Staatsanleihen,

01:11:13: beeinflusst die Notenbank typischerweise

01:11:15: das kurze Ende. Also

01:11:17: wenn es Spekulationen gibt,

01:11:19: um Zinssenkungen in den USA oder auch in

01:11:22: anderen Regionen, dann

01:11:23: siehst du das vor allen Dingen

01:11:25: in den kurzlaufenden Anleihen, also bis

01:11:28: zwei Jahre. Das lange Ende kommt dann

01:11:31: darauf an, wie es sozusagen

01:11:33: die Zinssenkungen interpretiert.

01:11:36: Interpretiert ist sie wirklich, weil die

01:11:38: Inflation zurückkommt,

01:11:40: weil möglicherweise die Wirtschaft ein

01:11:41: bisschen schwächer läuft

01:11:42: oder diskutiert der Markt,

01:11:45: dass hier eher doch politische Erwägungen

01:11:48: am Zuge sind, die die

01:11:51: Notenbank dazu verleiten

01:11:52: könnten, die Zinsen zu senken. Und

01:11:54: insofern kann man nicht eins zu eins

01:11:56: sagen, dass sozusagen die

01:11:57: gesamte Zinsstrukturkurve, also das

01:11:59: gesamte Laufzeitband bis zehn oder

01:12:01: dreißig Jahre über die

01:12:03: Geldpolitik dann beeinflusst werden. Wir

01:12:05: haben hier eben jetzt

01:12:07: gehabt einen doch deutlicheren

01:12:08: Rückgang der kurzen Zinsen. Die langen

01:12:11: Zinsen, also die

01:12:12: zehnjährigen sind in etwa auf dem Niveau

01:12:15: geblieben. Sie pendeln schon die ganze

01:12:16: Zeit in einem Band, sagen wir mal

01:12:18: zwischen 420 und 460. Und

01:12:21: das ist wohl auch für die nahezukunft zu

01:12:23: erwarten, dass es dabei

01:12:24: bleibt. Das klingt natürlich

01:12:25: erstmal super, wenn ich jetzt sicher Geld

01:12:28: packen wollen würde,

01:12:29: deutlich höher als Bundesanleihen,

01:12:32: aber ich darf mich dann natürlich als

01:12:34: Euroanlegerin nicht

01:12:35: blenden lassen,

01:12:38: in Anführungsstrichen, Stichwort:

01:12:39: Dollarschwäche. Ja natürlich, wenn man

01:12:41: US-Treasuries, aber auch

01:12:43: wenn man Aktien oder Unternehmensanleihen

01:12:45: in den Vereinigten Staaten

01:12:46: kauft, ist man natürlich im

01:12:48: US-Dollar. Normalerweise ist das nicht so

01:12:51: ein Thema, weil die

01:12:52: Währung sich nicht so gravierend

01:12:54: bewegen. Wir haben aber beim ersten

01:12:55: Halbjahr und wir hatten das

01:12:56: hier in der Stelle ja schon

01:12:57: mehrfach diskutiert. Diesen Jahres eine

01:13:00: Entwicklung beim Dollar, wie wir sie

01:13:01: zuletzt 1973 gesehen

01:13:04: haben. Also schon eine sehr dynamische

01:13:07: Abwertung. Ich glaube, dass das meiste

01:13:10: gesehen ist, aber es

01:13:12: kann natürlich sein, gerade dann, wenn

01:13:14: sich die

01:13:15: US-Administration weiter auf die Notenbank

01:13:18: konzentriert und dort Zinssenkungen

01:13:21: fordert, dass der Markt hier

01:13:23: eine etwas höhere Risikoprämie

01:13:25: auch am langen Ende fordert, weil es

01:13:28: sicherlich Markteilnehmer dann geben

01:13:29: wird. Die werden sagen,

01:13:31: naja, guck mal hier, die Inflation ist

01:13:33: nach wie vor zu hoch deutlich über der

01:13:36: Zielmarke. Die Zölle

01:13:37: könnten die Inflation noch weiter

01:13:39: anschieben, dann die Zinsen zu senken,

01:13:41: ist eben nicht richtig. Und

01:13:43: deswegen könnte das lange Ende dann ein

01:13:45: Stück weit nach oben

01:13:46: tendieren und eben auch den Dollar

01:13:48: schwächen. Das heißt, lieber erstmal die

01:13:50: Finger weg von den

01:13:51: US-Staatsanleihen und doch lieber die

01:13:53: Bundesanleihe wählen, weil im Zweifel

01:13:56: Distanz plus, was ich in den

01:13:57: USA habe, vom Dollar, von der

01:13:59: Dollar Schwäche aufgefressen wird. Das

01:14:01: kann durchaus passieren,

01:14:02: dessen muss sich der Anleger

01:14:03: einfach bewusst sein, wenn er investiert.

01:14:06: Grundsätzlich kann man natürlich

01:14:07: diversifizieren. Wir wissen ja

01:14:09: alle nicht, was morgen und übermorgen

01:14:11: passiert und sowohl das eine wie das

01:14:12: andere tun. Aber nochmal,

01:14:15: wenn man im Dollar investiert und gerade

01:14:16: das bei Anleihen tut, dann

01:14:18: ist man eben auch am Dollar

01:14:20: gebunden. Bei den Aktien sieht es ein

01:14:22: bisschen anders aus, wenn nämlich der

01:14:24: Dollar schwächer wird,

01:14:25: dann werden sozusagen die im Ausland

01:14:27: erzielten Gewinne der

01:14:28: Unternehmen in Dollar höher sein,

01:14:31: in der Rückrechnung für die Bilanz. Also

01:14:33: sie werden dann höhere

01:14:33: Gewinnezeit ceteris paribus ausweisen,

01:14:36: so wenn man alles andere sozusagen mal

01:14:38: weglässt. Und insofern ist

01:14:40: das bei den Aktien dann wieder

01:14:42: zu relativieren, wohin gegen bei den

01:14:45: Bonds der Schwächere Dollar direkt

01:14:47: durchschlagen würde.

01:14:48: Weil dazu noch ein bisschen mehr wissen

01:14:50: möchte. Dazu hatten wir vor einigen

01:14:51: Wochen auch ein Podcast,

01:14:53: den sollte man leicht finden können. Du

01:14:55: hast gerade die nächsten Tage, Wochen,

01:14:57: Monate nochmal kurz angesprochen. Ich

01:14:59: habe natürlich eine

01:15:00: Glaskugel-Frage für dich,

01:15:02: weil ich ja weiß, dass du die so gar

01:15:03: nicht leiden kannst. Uli zieht

01:15:05: auch schon eine Schnute. Also

01:15:06: wird es ein heißer Herbst mit Korrekturen

01:15:09: oder wird es ein

01:15:09: sportlicher Herbst mit neuen Rekorden?

01:15:13: Oder wird es total ruhig und langweilig

01:15:15: wie im August mit einigen

01:15:16: kleineren Schwankungen dank

01:15:18: Ja, man muss schon sagen, dass die

01:15:20: Unternehmen geliefert haben.

01:15:21: Und gerade in den Vereinigten

01:15:22: Staaten in Europa sieht das ein bisschen

01:15:24: anders aus. Da waren die

01:15:25: Gewinneentwicklungen im Vergleich

01:15:26: zum Vorjahr doch deutlich schwächer, als

01:15:29: das in den Vereinigten

01:15:30: Staaten der Fall gewesen. In

01:15:31: den Vereinigten Staaten sind die Gewinne

01:15:33: im zweiten Quartal um über 13 Prozent

01:15:37: wieder gestiegen. Es waren

01:15:38: hier zwischen fünf und sechs erwartet

01:15:40: worden. Vor allen Dingen getrieben durch

01:15:43: die Technologie-Werte.

01:15:45: Und solange dieser AI-Boom anhält,

01:15:48: solange die Unternehmen auch

01:15:50: investieren müssen, weil es die

01:15:52: anderen Unternehmen tun und weil niemand

01:15:55: zurückfallen wird, glaube ich, hält die

01:15:58: Musik an und man muss

01:16:00: auch ein Stück weit dabei bleiben.

01:16:02: Korrekturen sind natürlich nie

01:16:04: ausgeschlossen. Wir wissen alle

01:16:05: nicht, was die Politik noch macht. Wir

01:16:07: haben ja auch vor allen Dingen eine

01:16:08: Verschiebung nochmal

01:16:10: gesehen der amerikanischen Zölle auf

01:16:13: chinesische Güter. Wir haben

01:16:15: auch eine gewisse Beruhigung

01:16:17: auf der Seite der Technologie-Exporte der

01:16:20: USA nach China gesehen.

01:16:22: All das kann natürlich wieder

01:16:24: aufflammen und insofern würde da mein

01:16:26: besonderes Augenmerk

01:16:28: liegen. Wie gehen Xi Jinping,

01:16:30: der chinesische Staatspräsident und

01:16:32: Donald Trump miteinander

01:16:33: oben, wird es ein Treffen geben,

01:16:34: worauf wird man sich einigen, wird man

01:16:37: sich überhaupt einigen.

01:16:38: Und wie gesagt, da droht

01:16:39: natürlich doch dann eine gewisse

01:16:41: Volatilität abgesehen von

01:16:44: Notenbanken und so weiter und

01:16:46: sofort, was wir vorhin schon alles

01:16:47: besprochen haben. Also es wird definitiv

01:16:48: ein spannender Herbst

01:16:50: und wir schauen dann mal drauf, ob es die

01:16:52: Korrektur gibt oder nicht.

01:16:53: Danke für diese Perspektiven.

Über diesen Podcast

Der Börsenpodcast
Jede Woche sprechen Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer darüber, was die Märkte bewegt – und was das für Anleger bedeutet. Schnell, pragmatisch und auf den Punkt. Und wem die wöchentliche Dosis Börsenwissen nicht genügt, dem sei Stephans täglicher Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“ empfohlen. Mehr dazu auf deutsche-bank.de/pam

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